Der Sonntag – Orientierungspunkt im »Flickenteppich« gesellschaftlicher Zeitmuster?

Gesellschaftliche Zeitrhythmen lassen sich bis in die Gegenwart weitgehend auf religiöse Deutungen und Prägungen von Zeit zurückführen. Dies gilt exemplarisch für den Sonntag mit der sonntäglichen Arbeitsruhe, der gegenwärtig auf Grund technischer und ökonomischer Entwicklungen, speziell angesichts...

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Published in:Berliner theologische Zeitschrift
Main Author: Jähnichen, Traugott 1959- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: De Gruyter [2020]
In: Berliner theologische Zeitschrift
Further subjects:B Allgemeines und Rezeptionsgeschichte der Bibel
B Theologie und Religion
Online Access: Volltext (Verlag)
Volltext (doi)
Description
Summary:Gesellschaftliche Zeitrhythmen lassen sich bis in die Gegenwart weitgehend auf religiöse Deutungen und Prägungen von Zeit zurückführen. Dies gilt exemplarisch für den Sonntag mit der sonntäglichen Arbeitsruhe, der gegenwärtig auf Grund technischer und ökonomischer Entwicklungen, speziell angesichts der Globalisierung und des digitalen Wandels, schleichend unterminiert wird. Zwar ist der Schutz der Sonntagsruhe in Deutschland verfassungsrechtlich garantiert, dies steht jedoch in einem deutlichen Spannungsverhältnis zu lebensweltlichen Entwicklungen. Theologisch ist die Bewertung des Sonntags als eines qualitativ anderen Tages, wie die Kirchen in Stellungnahmen erklärt haben, gar nicht so eindeutig zu begründen, zumindest nicht in protestantischer Perspektive. Vor diesem Hintergrund argumentiert der Beitrag für eine neue Ausbalancierung des wöchentlichen Zeitrhythmus mit gewissen Öffnungen, um gerade so den Sonntag als besonderen Tag in der Woche zu schützen. Gemeinsam erlebte Arbeitsunterbrechungen ermöglichen eine Kultur gemeinschaftlichen Zusammenlebens und eröffnen die Perspektive, dass »Zeit« mehr ist als eine ökonomisch verwertbare Ressource.
Down to the present day, social time rhythms can largely be traced back to religious interpretations and impressions of time. This is particularly exemplified in the weekly rest taken from work on Sundays, a practice that is currently gradually being undermined as a result of technical and economic developments, especially in the light of globalisation and digital change. Although Sunday rest enjoys legal protection under the constitution in Germany, there is nevertheless a clear tension between this fact and developments in our lifeworld. Theologically, the evaluation of Sunday as the qualitatively »other« day that church position papers have declared it to be is not something that can be unequivocally substantiated, at least not from a Protestant perspective. With this in mind, this article argues for a new equilibration of weekly time rhythms with a degree of openness that has the precise aim of protecting Sunday as a »special« day in the week. A jointly shared experience of work interruption facilitates a culture of communal coexistence and opens up a perspective of »time« as more than just an economically exploitable resource.
ISSN:2699-3414
Contains:Enthalten in: Berliner theologische Zeitschrift
Persistent identifiers:DOI: 10.1515/bthz-2020-0013