Splanchnízomai im Lukasevangelium: Erbarmen als körperlicher Vorgang und Jesus als idealer Weiser

Die synoptischen Evangelien beschreiben den Affekt des Erbarmens häufig mit dem Verb σπλαγχνίζομαι und verknüpfen den Affekt so mit einer Bewegung der inneren Organe (σπλάγχνα). Der vorliegende Aufsatz widmet sich dem spezifisch lukanischen Gebrauch von σπλαγχνίζομαι und weist ein wiederkehrendes Er...

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Bibliographic Details
Main Author: Neumann, Nils 1975- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
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Published: De Gruyter 2023
In: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft
Year: 2023, Volume: 114, Issue: 2, Pages: 141-166
Standardized Subjects / Keyword chains:B Luke / splanchnizomai / Mercy / Feeling / Sight / Eye / Entrails / Movement / Bodily contact / Body / Anthropology / Medicine / Classical antiquity / Masculinity / Jesus Christus
IxTheo Classification:FD Contextual theology
HC New Testament
NBE Anthropology
NBF Christology
Further subjects:B Medicine
B Durchlässigkeit
B Affekte
B Anthropology
B σπλαγχνίζομαι
B Lukasevangelium
B Body
B Erbarmen
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
Volltext (lizenzpflichtig)
Description
Summary:Die synoptischen Evangelien beschreiben den Affekt des Erbarmens häufig mit dem Verb σπλαγχνίζομαι und verknüpfen den Affekt so mit einer Bewegung der inneren Organe (σπλάγχνα). Der vorliegende Aufsatz widmet sich dem spezifisch lukanischen Gebrauch von σπλαγχνίζομαι und weist ein wiederkehrendes Erzählschema nach. Dieses besteht aus den Elementen visuelle Wahrnehmung, σπλαγχνίζομαι, Bewegung und Berührung. Das dritte Evangelium beschreibt das Erbarmen somit als einen körperlichen Vorgang. Dieser Vorgang lässt sich vor der Folie antiker hellenistischer Anthropologie plausibel erklären. Medizinische und philosophische Abhandlungen aus der antiken Welt begreifen den Körper als eine durchlässige Größe, die fortwährend äußeren Einflüssen ausgesetzt ist. Das Lukasevangelium teilt diese verbreitete Vorstellung und schildert das Erbarmen wiederholt als einen Vorgang, der durch einen visuellen Eindruck stimuliert wird, welcher in den Körper eindringt und dort eine Aktivität in den inneren Organen auslöst. Dieser innere Fluss kulminiert sodann in der physischen Berührung des Objekts des Erbarmens. Der lukanische Jesus erfüllt hingegen das Ideal des stoischen Weisen und lässt sich als solcher kaum von Emotionen affizieren.
In describing the affect of compassion by the verb σπλαγχνίζομαι the Synoptic Gospels link this affect to an activity of the inner organs (σπλάγχνα). The present article analyses the specific Lukan use of σπλαγχνίζομαι and shows that a recurring narrative scheme exists within the third gospel that consists of the elements visual perception, σπλαγχνίζομαι, movement, and touch. Accordingly, the gospel of Luke depicts compassion as a bodily process. This process can be interpreted against the backdrop of ancient Hellenistic anthropology. Ancient treatises on medicine and philosophy conceptualize the body as a porous entity that is exposed to external influences. The gospel of Luke shares this common notion and repeatedly describes a process of compassion that is stimulated by the visual impression, entering the body and initiating activity within the inner organs. This inner flow culminates in the physical touch of the object of compassion. The Lukan Jesus, however, is modeled after the ideal of the Stoic sage and thus can hardly ever be moved by affects.
ISSN:1613-009X
Contains:Enthalten in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft
Persistent identifiers:DOI: 10.1515/znw-2023-0010