Freiheit, Gnade und das Kind auf der einsamen Insel: ein Gedankenexperiment zur Naturgeschichte der Freiheit

Die umstrittene Verhältnisbestimmung von Freiheit und Gnade ist ein Dauerbrenner der ökumenischen Theologie. In diesem Artikel rekonstruiere und kritisiere ich einige katholisch-theologische Kompromissvorschläge der letzten Jahre und versuche im Anschluss an die jüngsten Erkenntnisse der evolutionär...

Full description

Saved in:  
Bibliographic Details
Main Author: Breul, Martin 1986- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Journals Online & Print:
Drawer...
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: De Gruyter 2023
In: Berliner theologische Zeitschrift
Year: 2023, Volume: 40, Issue: 1, Pages: 303-322
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
Volltext (lizenzpflichtig)
Description
Summary:Die umstrittene Verhältnisbestimmung von Freiheit und Gnade ist ein Dauerbrenner der ökumenischen Theologie. In diesem Artikel rekonstruiere und kritisiere ich einige katholisch-theologische Kompromissvorschläge der letzten Jahre und versuche im Anschluss an die jüngsten Erkenntnisse der evolutionären Anthropologie mit Blick auf die kindliche Ontogenese eine "Naturgeschichte der Freiheit" zu erzählen. Es ist die Perspektive einer Entwicklungstheorie des Kindes, die einen innovativen Blick auf das Gnade-Freiheits-Problem bietet: Gerade weil sich Freiheit der Interaktion mit Anderen verdankt, ist sie keine reine, kontextenthobene Autonomie, sondern immer geschichtlich verwurzelt. Das vorgängige Gnadenhandeln Gottes zeigt sich in der Verdanktheit der Freiheit, die wiederum notwendig ist, um innerweltliche Erfahrungen in einem Kontext des Glaubens zu deuten. Eine Naturgeschichte der Freiheit ermöglicht also ein Zueinander von Gnade und Freiheit, die es ermöglicht, beide nicht als in Konkurrenz stehend, sondern als sich wechselseitig bedingend zu begreifen.
The contentious relationship between freedom and grace is a perennial issue in ecumenical theology. In this article I reconstruct and criticize some compromise proposals of recent years. I then engage these proposals in a conversation with a "natural history of human freedom", which can be told by following the latest findings of evolutionary anthropology with a special emphasis on the ontogenesis of children. This combination offers an innovative view on the problem: Precisely because freedom owes itself to interaction with others, it is not "pure" autonomy, removed from context, but always historically rooted. God's prior action of grace is located in the owedness of freedom, which in turn is necessary to interpret inner-worldly experiences in a context of faith. A natural history of freedom, then, enables a togetherness of grace and freedom which allows them tobe understood not as competing, but as mutually dependent principles.
ISSN:2699-3414
Contains:Enthalten in: Berliner theologische Zeitschrift
Persistent identifiers:DOI: 10.1515/bthz-2023-0017