Drei unedierte Festpredigten aus der Zeit der nestorianischen Streitigkeiten

Der Codex Berolinensis 77 (Phillips 1481, xii. Jahrhdt.) enthält fol. 233r-235r und fol. 246v-249v drei unedierte Homilien unter dem viel missbrauchten Namen des hl. Chrysostomus. Schon die erstmalige Lektüre zeigt klar, dass Chrysostomus hier nicht in Frage kommt. Inhalt, Stil und Sprache weisen in...

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Bibliographic Details
Main Author: Baur, P. Chrysostomus (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: Cambridge University Press 1953
In: Traditio
Year: 1953, Volume: 9, Pages: 101-126
Online Access: Volltext (JSTOR)
Volltext (lizenzpflichtig)
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Description
Summary:Der Codex Berolinensis 77 (Phillips 1481, xii. Jahrhdt.) enthält fol. 233r-235r und fol. 246v-249v drei unedierte Homilien unter dem viel missbrauchten Namen des hl. Chrysostomus. Schon die erstmalige Lektüre zeigt klar, dass Chrysostomus hier nicht in Frage kommt. Inhalt, Stil und Sprache weisen in andere Richtung. Ein genaueres Studium der Texte zeigt eine ziemlich weitgehende Verwandtschaft mit den Gedanken und Redewendungen der christologischen Diskussionen, die mit Eustathius von Antiochien und Diodor von Tarsus ihren Anfang nahmen, durch Theodor von Mopsuestia eine gewisse Verschärfung erfuhren und mit Nestorius ihren Höhepunkt erreichten. Man wird also zunächst bei diesen Namen, die alle der antiochenischen Schule angehören, stehen bleiben dürfen. Die ausdrückliche und einmütige Bezeugung der Handschriften für Chrysostomus, der ebenfalls Antiochener war, legt den Gedanken nahe, dass man die Homilien schon sehr frühe, wohl nicht ohne bestimmte Absicht, unter die schützende Obhut eines anerkannt gefeierten Namens gestellt hat. So ist z.B. gerade von Nestorius bekannt, dass seine Anhänger früher oder später dessen Schriften unter falschem Namen zu erhalten und zu verbreiten suchten. Bekanntlich hatte Kaiser Theodosius II. im Jahre 435 den Befehl gegeben, sämtliche Schriften des Nestorius zu verbrennen. Dem kaiserlichen Befehl ist ohne Zweifel in weitgehendem Maasse entsprochen worden, denn es hat sich unter des Nestorius eigenem Namen, ausser grösstenteils vorephesinischen Fragmenten und Zitaten, ganz wenig erhalten; anderes nur unter fremdem Namen und zwar hauptsächlich unter dem seines grossen Landsmannes und Vorgängers Chrysostomus. Ähnlich erging es später auch Diodor und Theodor.
ISSN:2166-5508
Contains:Enthalten in: Traditio
Persistent identifiers:DOI: 10.1017/S0362152900003706