Bioethik im Wunderland der Fiktion: über die Rolle eines antizipierenden Diskurses am Beispiel des Psycho- und Neuroenhancement

Den bioethischen Diskurs charakterisieren zwei Arten der Unsicherheit: zum einen ist er mit dem Nicht-Wissen um zukünftige Verhältnisse, Risiken und deren gesellschaftliche Folgen konfrontiert, zum anderen bewegt er sich in wert-pluralen Orientierungssystemen, die zu unterschiedlichen ethischen Begr...

ver descrição completa

Na minha lista:  
Detalhes bibliográficos
Authors: Brüninghaus, Anne (Author) ; Feuerstein, Günter 1951- (Author)
Tipo de documento: Recurso Electrónico Artigo
Idioma:Alemão
Verificar disponibilidade: HBZ Gateway
Journals Online & Print:
Carregar...
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Publicado em: Ketteler 2012
Em: Ethik und Gesellschaft
Ano: 2012, Número: 2, Páginas: 1-26
Acesso em linha: Volltext (kostenfrei)
Volltext (kostenfrei)
Descrição
Resumo:Den bioethischen Diskurs charakterisieren zwei Arten der Unsicherheit: zum einen ist er mit dem Nicht-Wissen um zukünftige Verhältnisse, Risiken und deren gesellschaftliche Folgen konfrontiert, zum anderen bewegt er sich in wert-pluralen Orientierungssystemen, die zu unterschiedlichen ethischen Begründungsmustern und Normen führen. Teils sind moderne bioethische Konzepte wie der Prinziplismus aber auch nicht instruktiv genug, um eindeutige Aussagen zu generieren und ethische Grenzziehungen zu markieren, die über ihren Entstehungs- und Verwendungskontext hinaus dauerhaft Geltung haben. Speziell die moderne bioethische Normbildung erweist sich als ein Prozess der Dauerrevision moralischer Urteile und enttäuscht gesellschaftliche Erwartungen an ihre normative Orientierungsfunktion durch den Eindruck der relativen Beliebigkeit ihrer Aussagen. Ein charakteristisches Beispiel für die Fiktion eines rationalen Diskurses und die Orientierungslosigkeit einer Disziplin ist der bioethische Diskurs um das Psycho- und Neuroenhancement. Der vorliegende Artikel beleuchtet den aktuellen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs um das Neuro-Enhancement, verstanden als medikamentöse Veränderung und Verbesserung des Einzelnen, und die Rolle der Bioethik im Prozess seiner Durchsetzung und Etablierung. Insbesondere wird die Frage nach einer antizipierenden Bewertung durch die Bioethik gestellt. Dabei gehen wir davon aus, dass Bioethik bei der Folgenabschätzung vor Probleme gestellt wird, weil zum einen die konkrete Anwendung von wirksamen Enhancment-Substanzen noch nicht in der Praxis angekommen ist, der Gegenstand selbst sich einer eindeutigen Beurteilung entzieht, und zum anderen die gesellschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart als plural und relativ orientierungsarm zu kennzeichnen sind. Vor diesem Hintergrund plädieren wir für eine Kombination von ethischer und gesellschaftstheoretischer Forschungsperspektive.
Two kinds of uncertainty characterise the bioethical discourse: (1) It is confronted with non-knowledge on future conditions, risks and their societal consequences. (2) Plural values lead to different ethical justification patterns and norms. Modern bioethical concepts, such as principlism, are not instructive enough to generate unambiguous statements and promote ethical demarcations that hold effective outside of their native context. Especially modern bioethical standards development proves to be a process of constant revision of moral decrees. It disappoints societal expectations towards its normative function as it creates the appearance of relative arbitrariness of its conclusions. A characteristic example for the pretence of a rational discourse and the disorientation of a discipline is the bioethical discourse on psycho- and neuro-enhancement. This article examines the public and scientific discourse on neuro-enhancement, understood as the use of medication to alter and change the individual. Further, it probes the role of bioethics in the process of accepting and establishing neuro-enhancement, and explores the existence of anticipatory bioethical assessments. Here, we assume that assessments prove difficult for bioethics as effective enhancement drugs have not yet found wide application, and thus the subject itself eludes an explicit judgement. Further, today's plural society offers relatively few cues for orientation. To resolve some of the identified issues, we pledge for a combination of ethics and social science perspectives
ISSN:2365-6565
Obras secundárias:In: Ethik und Gesellschaft
Persistent identifiers:DOI: 10.18156/eug-2-2012-art-9