Die Ursprünge der Verflechtungen zwischen Pietismus und Staat auf dem Gebiet des Sozialen im Württemberg des 19. Jahrhunderts: Studien zur Wechselwirkung zwischen Heinrich Lotter und Wilhelm I. als Grundlage für die Einbindung des Pietismus in das württembergische System der Wohlfahrtspflege
Die Untersuchung fragt nach den Ursprüngen der Verflechtungen zwischen Pietismus und Staat im Bereich des Sozialwesens im Württemberg des 19. Jahrhunderts. Die Betrachtung der Geschehnisse, die zwischen 1805 und 1817 die führenden Laien der pietistischen Szene in Stuttgart und den Kronprinzen bzw. K...
Subtitles: | The origins of the linkages between pietism and state in the realm of welfare in 19th century Wuerttemberg |
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Main Author: | |
Format: | Electronic Book |
Language: | German |
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WorldCat: | WorldCat |
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Published: |
Stuttgart
Universitätsbibliothek d. Universität Stuttgart
2012
|
In: | Year: 2012 |
Further subjects: | B
Modern age 1800-1900
B Pietism (motif) B Interweaving B Social service B William I Württemberg, King 1781-1864 B Thesis B Württemberg |
Online Access: |
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Summary: | Die Untersuchung fragt nach den Ursprüngen der Verflechtungen zwischen Pietismus und Staat im Bereich des Sozialwesens im Württemberg des 19. Jahrhunderts. Die Betrachtung der Geschehnisse, die zwischen 1805 und 1817 die führenden Laien der pietistischen Szene in Stuttgart und den Kronprinzen bzw. König Wilhelm I. miteinander verbanden, zeigt, dass sich dieses sich im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts strukturell ausbreitende Netzwerk auf prägende Beziehungen zwischen diesen beiden Akteuren zurückführen lässt, wobei gerade auf Seiten des Königs die religiöse Position seiner Gegenüber eine untergeordnete Rolle spielte. Die erste Organisation, die man als Einrichtung der Inneren Mission in Württemberg bezeichnen kann, war die 1805 gegründete Privatgesellschaft freiwilliger Armenfreunde in Stuttgart. Obwohl von Anfang an formal als paritätisch-bürgerliche Einrichtung konzipiert und organisiert, entstand sie im Umfeld der pietistischen Basler Christentumsgesellschaft. Sowohl die Tätigkeitsfelder der Privatgesellschaft freiwilliger Armenfreunde als auch ihre Ausgestaltung waren maßgeblich durch die Persönlichkeit Heinrich Lotters (1772–1834) geprägt. Das Zusammentreffen der Ernährungskrise der Jahre 1816/1817 und der durch die Verfassungsverhandlungen eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten des Königs führten dazu, dass König Wilhelm I. die führenden Mitglieder der Privatgesellschaft freiwilliger Armenfreunde eng in die Bewältigung dieser Krisensituation einband. Vor dem Hintergrund eigener sozialpolitischer Interessen des Königs, der bereits als Kronprinz in Kontakt mit dieser pietistisch dominierten Armenfürsorgeeinrichtung stand, entwickelte sich hieraus die Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins als Instrument der Wohlfahrtspolitik zunächst des Königs und später auch des ›frommen Württemberg‹. Das Entstehen dieser engen Verbindungen zwischen karitativ engagierten pietistischen Laien einerseits und dem Kronprinzen bzw. König Wilhelm I. sowie der Regierung andererseits in den Jahren zwischen 1805 und 1817 basiert auf einer Reihe von Spezifika. Die für das Zustandekommen dieses Beziehungsgeflechts relevanten Personen hoben sich vom volkstümlichen Pietismus, wie er in Württemberg üblich war, beträchtlich ab. Deshalb werden gerade die von den üblichen Vorstellungen und Handlungsweisen eines württembergischen pietistischen Laien um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert stark abweichenden Denk- und Handlungsmuster Heinrich Lotters, der als die zentrale Figur für das Entstehen dieser Verflechtungen angesehen werden kann, eingehend untersucht. An Hand der Privatgesellschaft freiwilliger Armenfreunde als dem Archetypus einer pietistisch dominierten Wohlfahrtseinrichtung in bürgerlichem Gewand lässt sich nachvollziehen, welche Mechanismen zu dieser Dominanz führten und welches Netzwerk zu staatlichen Stellen und dem Königshaus sich bereits in dieser Frühphase entwickelte. Eine Untersuchung des staatlichen Krisenmanagements während der Krisenjahre 1816/1817 beleuchtet sodann die spezifisch württembergischen Verhältnisse bei der Bewältigung der Nahrungsmittelknappheit. Vor diesem Hintergrund beleuchtet die Studie das Entstehen des Württembergischen Wohltätigkeitsvereins bzw. der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins als Instrument staatlicher Sozialpolitik unter entscheidender Beteiligung der führenden karitativ engagierten pietistischen Laien Stuttgarts. Gleichzeitig wird untersucht, welche Mechanismen dafür sorgten, dieses Zusammengehen von Pietismus und Staat als wohltätiges Handeln der Königin Katharina zu präsentieren. Abschließend wird das Konstrukt ›Württembergischer Wohltätigkeitsverein‹ bzw. ›Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins‹, das im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts den zentralen Netzwerkknoten zwischen Anstaltspietismus und Staat bzw. Königshaus ausmachte, hinsichtlich seiner Einordnung zwischen privater Wohlfahrtsorganisation und staatlicher Sozialbehörde analysiert, wobei der Fokus besonders auf dessen Rechtsstellung und den formalen Einflussgrößen liegt, die ihm die relevanten Akteure zuweisen wollten. This study assesses the origins of the entanglement between the state and pietistic groups on the field of social work in 19th century Wuerttemberg. An exploration of the events which lead to this interrelationship between the Crown Prince and later King William I and the pietistic laymen in Stuttgart during the period of 1805 to 1817 shows that the vast network between state and pietism in 19th century Wuerttemberg was based on determining relationships between these actors. The study discovers that the king did not care about the religious positions of his counterparts. The first institution that could be referred to as an institution of Home Mission was the Stuttgart Society of the Friends of the Poor (Privatgesellschaft freiwilliger Armenfreunde), founded in 1805. Although originally designed and organised as a formally interdenominational charity, it belonged to the context of the Basel-based pietistic German Society for Promoting Christian Knowledge (Deutsche Christentumsgesellschaft). The means and proceedings of the Stuttgart Society of the Friends of the Poor were particularly shaped by Heinrich Lotter’s (1772–1834) personality. The concurrence of the food crisis in 1816/1817 and the on-going negotiations on the constitution limited the opportunities of action for the king. King William I therefore firmly integrated the leading members of the said society in his efforts to tackle the crisis. Against the backdrop of genuine social interests of the king who had already liaised with this welfare organisation dominated by pietism, the Central Direction of the Charitable Society was established as a means of royal welfare politics which also served as an instrument of the ‘pious Wuerttemberg’. The development of the close interrelations between pietistic laypersons committed to caring on the one side and the crown prince and King William I respectively during the years from 1805 to 1817 is based on a series of specifics. The persons relevant for the accomplishment of this network of interrelations notably contrast with common adherers of popular pietism in 19th century Württemberg. Therefore, as Heinrich Lotter is to be considered as the central figure for the development of these interrelations, he is carefully studied and his particular thoughts and methods which remarkably differed from those of a common pietistic layman at the turn of the 18th to the 19th century are examined. The Stuttgart Society of the Friends of the Poor is then presented as the archetype of a pietistic dominated welfare association with a secular middle class outward appearance. The study provides an understanding of the mechanisms which led to the emergence of this predominance and which kind of network was developed in this early stage of contacts to state authorities and the royal house. An investigation into the state crisis management during the crisis years of 1816 and 1817 subsequently outlines the specific Württemberg circumstances in tackling with the shortfall in food supply. Against this backdrop, the study researches the establishment of the Württemberg Charitable Society (Württembergischer Wohltätigkeitsverein) and the Central Direction for Charitable Societies respectively as instruments for official social policies and the decisive role the leading pietistic laypersons committed to caring therein. In the meantime, it is explored which mechanisms made it possible that this cooperation between pietism and state could be presented as welfare activities carried out by Queen Catharine. Finally the construct Württemberg Charitable Society which formed the main network node between the pietistic operating welfare institutions and the state or royal house respectively is analysed with regard to its position between a private welfare institution and a government agency for social affairs. In doing so, there is a particular focus on the legal nature as well as on the formal means of influence which relevant actors tended to provide to this body. |
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Persistent identifiers: | URN: urn:nbn:de:bsz:93-opus-75720 |