Wer lebt prekär?

Die neuerdings populäre Gleichsetzung einer "Prekariat" genannten gesellschaftlichen Gruppierung mit der "Unterschicht", die teils auch als "neu" bezeichnet wird, lässt sich als soziologische These nicht halten. Sie bezieht ihre Plausibilität im deutschsprachigen Raum a...

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Bibliographic Details
Published in:Ethik und Gesellschaft
Main Author: Meireis, Torsten 1964- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: Ketteler 2007
In: Ethik und Gesellschaft
Standardized Subjects / Keyword chains:B 社会福利国家
B 排斥
B Prekariat
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Die neuerdings populäre Gleichsetzung einer "Prekariat" genannten gesellschaftlichen Gruppierung mit der "Unterschicht", die teils auch als "neu" bezeichnet wird, lässt sich als soziologische These nicht halten. Sie bezieht ihre Plausibilität im deutschsprachigen Raum aus einer Untersuchung, die nicht auf die Beschreibung sozialer Schichten, sondern politischer Milieus zielte: Das dort als "abgehängtes Prekariat" beschriebene Milieu ist aber nur eines von mehreren, die im ärmsten Drittel der Gesellschaft verortet werden. Im internationalen Kontext dient der Begriff des Prekariats vorrangig als politisches Erkennungszeichen eines Bündnisses verschiedener Gruppen, unter dem sich die wachsende Zahl von Menschen in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen soll sammeln können. Dies geht auf die soziologische Einsicht Bourdieus und Castels zurück, dass prekäre Erwerbsverhältnisse zuungunsten der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen unterschiedlicher Schichten auch in Europa auf dem Vormarsch sind.
The article deals with the tendency to use the term «precariat» synonymous to «lower strata of society», that has recently grown popular in the German speaking world. As a sociological thesis, however, this does not hold. It goes back to a study published in 2006 trying to identify political milieus rather than social strata. In the international political arena especially in the south-western European countries the concept is used by different political groups as a banner to rally workers employed on short term without social security. The use of the term is based on the sociological insight stating that precarious employment concerning all except the highest social strata is on the rise in western European contexts, too.
Item Description:Literaturverz
ISSN:2365-6565
Contains:In: Ethik und Gesellschaft
Persistent identifiers:DOI: 10.18156/eug-1-2007-art-2