Gefängnisse als Krieg: auf dem Weg zu einer politischen Theologie der revolutionären Abschaffung
Gefängnisse offenbaren, vielleicht mehr als alles andere, sowohl den »wirklichen Skandal des Evangeliums, dass sich die Erlösung der Menschheit in dem verurteilten Verbrecher Jesus offenbart«, als auch den Gegenskandal der fetischistischen, götzendienerischen Heiligung einer US-amerikanischen kapita...
| Main Author: | |
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| Format: | Electronic Article |
| Language: | German |
| Check availability: | HBZ Gateway |
| Interlibrary Loan: | Interlibrary Loan for the Fachinformationsdienste (Specialized Information Services in Germany) |
| Published: |
2025
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| In: |
Concilium
Year: 2025, Volume: 61, Issue: 3, Pages: 255-261 |
| Online Access: |
Volltext (lizenzpflichtig) Volltext (lizenzpflichtig) |
| Summary: | Gefängnisse offenbaren, vielleicht mehr als alles andere, sowohl den »wirklichen Skandal des Evangeliums, dass sich die Erlösung der Menschheit in dem verurteilten Verbrecher Jesus offenbart«, als auch den Gegenskandal der fetischistischen, götzendienerischen Heiligung einer US-amerikanischen kapitalistischen und antischwarzen, weißen Vorherrschaft verpflichteten Lebensweise. In dieser Abhandlung behaupte ich, dass Gefängnisse einen dämonischen heiligen Krieg offenbaren, der für die Götter des US-Imperiums und der kapitalistischen weißen Vorherrschaft geführt wird. Der einzige Ausweg aus dem Würgegriff dieser Herrschaftsepoche besteht in der »Solidarität mit den gekreuzigten Völkern unter uns«. Ich behaupte, dass die revolutionäre Abschaffung der Gefängnisse eine Solidarität des Zuhörens, des Lernens von und der Nachfolge der gekreuzigten schwarzen Revolutionäre des Attica-Gefängnisaufstandes von 1971 erfordert. Attica ist eine Justizvollzugsanstalt im US-Bundesstaat New York, die für die schlechten Haftbedingungen steht, die in den 1970er-Jahren für die überwiegend schwarzen und braunen Gefangenen herrschten, die von überwiegend weißen Wärtern bewacht wurden. Im Mittelpunkt dieses Essays steht der Aufstand, der sich vom 9. bis 13. September 1971 in Attica ereignete. Wie die meisten Amerikaner muss ich jedoch zugeben, dass ich von der vorherrschenden Darstellung, der Aufstand im Attica-Gefängnis sei ein isoliertes viertägiges Ereignis gewesen, getäuscht wurde. Diese vorherrschende Erzählung über Attica ist eine der Methoden, mit denen die Gesellschaft die strategische Ignoranz der Weißen gegenüber dem schwarzen Radikalismus fördert. Der Anthropologe Orisanmi Burton stellt der vorherrschenden Erzählung die »lange Attica-Revolte« entgegen, die in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren in den Gefängnissen des Staates New York und darüber hinaus organisiert wurde: »Attica ist eine lebendige Tradition des kriminalisierten schwarzen Radikalismus, die inmitten von Kriegsbedingungen geboren und genährt wurde. Attica ist rassistische staatliche Unterdrückung. Attica ist revolutionäre Beseitigung.« Der multirassische Charakter der Rebellion ist Ausdruck eines schwarzen politischen Bewusstseins, das weit über die Hautfarbe hinausgeht. Attica ist aus historischen Befreiungskämpfen hervorgegangen. Burton charakterisiert den langen Aufstand von Attica als Verkörperung eines äußeren kriegerischen Kerns, der auch »radikal neue Formen von Sozialität und Fürsorge« integrierte, die Sylvia Wynter als »Genres des Menschlichen« bezeichnete. Das radikale schwarze Bewusstsein, das andere Formen des Menschseins, auch in Bezug auf Geschlecht und Sexualität, verkörpert, lässt sich nicht auf einen westlichen Humanismus oder ein utopisches Projekt reduzieren. Zunächst räume ich mit einigen wichtigen Mythen über Gefängnisse auf und zeige, wie Gefängnisse dämonischen Zwecken dienen. Der zweite Abschnitt, »in den Gefängnissen«, zeigt, wie eine perverse geschlechtsspezifische Rassenordnung die weiße Vorherrschaft in den USA durchsetzt. Ich schließe mit der These, dass der lange Aufstand von Attica ein kritischer Maßstab für die christliche und revolutionäre abolitionistische Praxis ist. |
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| ISSN: | 2943-0054 |
| Contains: | Enthalten in: Concilium
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| Persistent identifiers: | DOI: 10.5771/0588-9804-2025-3-255 |