Religionsunterricht in der Schweiz – religionskundlich oder religionsbezogen?: Ein religionswissenschaftlich-theologischer Dialog
Im Kanton Zürich wurde das 2004 in Primar- und Sekundarschulen eingeführte Pflichtfach "Religion und Kultur" durch den Lehrplan 21 im Jahr 2017 zu "Religionen, Kulturen, Ethik" (RKE) weiterentwickelt. Dieses überkonfessionelle Fach legt den Schwerpunkt auf Orientierungs- und Part...
| Resumo: | Im Kanton Zürich wurde das 2004 in Primar- und Sekundarschulen eingeführte Pflichtfach "Religion und Kultur" durch den Lehrplan 21 im Jahr 2017 zu "Religionen, Kulturen, Ethik" (RKE) weiterentwickelt. Dieses überkonfessionelle Fach legt den Schwerpunkt auf Orientierungs- und Partizipationskompetenzen in der religiös pluralistischen Gesellschaft der Schweiz. Trotz seines breiten Fokus auf religiöse, ethische und kulturell-gesellschaftliche Fragen findet die aktuelle akademische und öffentliche Debatte insbesondere im Hinblick auf die Thematisierung von Religion statt. Soll RKE religiöse Erfahrungen ermöglichen oder aus Gründen der Neutralität auf Distanz bleiben? Diese Diskussion spiegelt die Terminologie wider: "religionsbezogen" bringt eine gewisse persönliche Auseinandersetzung mit religiösen Phänomenen, aber auch Erfahrungen und existenziellen Fragen zum Ausdruck, während "religionskundlich" objektive Einblicke in religiöse Phänomene betont. Die Autoren erwägen in ihrem Dialog pädagogische Prioritäten, darunter die Notwendigkeit, Sensibilität, Respekt und kritische Perspektiven gegenüber Religion zu fördern, ohne Religiosität zu fördern. Sie heben praktische Herausforderungen hervor, wie eine thematische Auseinandersetzung vor dem möglichen nicht-religiösen, säkularen Hintergrund der Schüler:innen stattfinden kann und wie der respektvolle Umgang mit religiösen Praktiken eingeübt werden kann. Einschließlich einer gewissen Kritik an der übervorsichtigen Vermeidung persönlicher Zugänge zu religiösen Themen plädieren sie für eine ausgewogene Erkundung religiöser Themen und Fragen zum Aufbau pluralitätsfähiger Kompetenzen. Trotz der fachlich bedingten Unterschiede betonen beide Dialogpartner die Bedeutung des Navigierens zwischen Neutralität und der kritischen Positionierung von Lehrkräften und Schüler:innen im Schulfach RKE. In the Swiss canton of Zurich, the compulsory subject "Religion und Kultur," implemented in primary and secondary schools in 2004, evolved - due to the Lehrplan 21 - into "Religionen, Kulturen, Ethik" (RKE) by 2017. This non-denominational subject emphasizes orientation and participation competencies in the religiously pluralistic society of Switzerland. Despite its broad focus on religious, ethical, and cultural-societal issues, the current academic and public debate persists, especially concerning its approach to teaching religion. Should RKE facilitate religious experience or maintain a distance for neutrality? This discussion is reflected in terminologically: "religion-related" aims at signifying a certain personal engagement with religious phenomena, but also experiences and existential questions, whereas "religion-knowledge-based" emphasizes objective insights into taught religious phenomena. In their dialogue, the authors explore pedagogical priorities, including the need to foster sensitivity, respect, and critical perspectives toward religion, yet without promoting religiosity. They highlight practical challenges such as addressing students’ possible non-religious, secular backgrounds and engaging with religious practices respectfully, including a certain critique about over-cautious avoidance of religious themes, arguing for a balanced exploration of religious issues and questions to build pluralistic competences. Despite the differences that are due to their respective subject matter, both dialog partners emphasize the importance of navigating between neutrality and the critical positioning of teachers and students in the school subject RKE. |
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| ISSN: | 2366-7796 |
| Obras secundárias: | Enthalten in: Zeitschrift für Pädagogik und Theologie
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| Persistent identifiers: | DOI: 10.1515/zpt-2025-2019 |