Summary: | Seit der Veröffentlichung von Esping-Andersens The Three Worlds of Welfare Capitalism wissen wir, dass sich die entwickelten Wohlfahrtsstaaten des Westens sinnvoll in drei verschiedene Regime unterteilen lassen; in einen nordisch-skandinavischen oder sozialdemokratischen, einen kontinentaleuropäischen oder konservativen sowie einen angelsächsisch bzw. liberalen Wohlfahrtsstaat. Warum sich die modernen westlichen Wohlfahrtsstaaten in dieses Muster einfügen, ist jedoch weiterhin kontrovers. Dieser Beitrag entwickelt ein Argument, das in der Lage ist, der Esping-Andersenschen Regimetypologie eine historisch-kausale Fundierung zu geben. Das Argument verbindet das Wissen um die Bedeutung von Wahlsystemen für die politische Repräsentation von sozio-ökonomischen Interessenlagen mit unserem Wissen über die unterschiedlichen gesellschaftlichen ,cleavages', die die Parteiensysteme in Skandinavien und auf dem Kontinent geprägt haben. Die zentrale These des Aufsatzes lautet, dass ein Mehrheitswahlsystem zu einem liberalen Wohlfahrtsstaat führt, während in den Ländern mit Verhältniswahlsystem entweder Koalitionen aus Sozialdemokratie und Agrarparteien (Skandinavien) oder aus Sozial- und Christdemokratie (Kontinentaleuropa) für den Ausbau der jeweiligen Wohlfahrtsstaaten verantwortlich zeichneten.
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