Im Anfang war das Spiel: was uns die anthropologische Forschung zum Zusammenhang von Spiel, Sprache und Moral sagt und welche Schlüsse eine christliche Ethik daraus ziehen kann

Inspiriert von John Searles Arbeiten zu einer Philosophie der Gesellschaft konnte die evolutionäre Anthropologie in einigen aktuellen Forschungen zum menschlichen Spiel- und Kooperationsverhalten zeigen, dass Kleinkinder schon im zweiten Lebensjahr zu gemeinsamen Fiktionsspielen fähig und auch berei...

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Bibliographic Details
Main Author: Scheule, Rupert M. 1969- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Interlibrary Loan:Interlibrary Loan for the Fachinformationsdienste (Specialized Information Services in Germany)
Published: 2013
In: Ethica
Year: 2013, Volume: 21, Issue: 1, Pages: 69-88
Standardized Subjects / Keyword chains:B Anthropology / Christian ethics (motif) / Game / Language / Morals
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Parallel Edition:Non-electronic
Description
Summary:Inspiriert von John Searles Arbeiten zu einer Philosophie der Gesellschaft konnte die evolutionäre Anthropologie in einigen aktuellen Forschungen zum menschlichen Spiel- und Kooperationsverhalten zeigen, dass Kleinkinder schon im zweiten Lebensjahr zu gemeinsamen Fiktionsspielen fähig und auch bereit sind, ihr Spiel durch implizite Regeln zu schützen. Normativität kommt demnach weder durch Belohnung und Strafandrohung zum Menschen, noch setzt sie eine voll entwickelte Sprachfähigkeit voraus. Sie wird im Spiel erlernt. Für die Diskursethik bedeutet dies, den ontogenetischen Vorlauf spielerischer Normativität vor der diskursiven anzuerkennen und zu reflektieren. Für die Moralerziehung muss daraus folgen, dass sie Entwicklungsschemata sittlicher Reifung, die an Dilemmageschichten orientiert sind, überdenkt und das Kinderspiel mit seinen Regularien stärker berücksichtigt. Die theologische Ethik könnte die Chance nutzen, Moral in Metaphern des Spiels zu erklären. Gott und Mensch ließen sich dann als Teilnehmer an einem Spiel denken, das auf unüberbietbar allgemeine Weise wechselseitige Anerkennung zuteilt.
Inspired by John Searle’s work in regard to a philosophy of society, some actual Research done by evolutionary anthropology on human playing and cooperative behaviour pointed out that small children even in their second year of life are capable of fictional play and are ready, too, to protect their playing by implicit rules. Accordingly, normativity does not require reward or threat of punishment to be accepted by man nor a fully developed faculty of speech. It is learned through playing. As to discourse ethics this means to recognize and reflect the ontogenetic forerun of playing normativity rather than of discursive normativity. Thus, the consequence of moral education must be that development patterns of (moral) maturity which are dilemma-related have to be reconsidered and the child’s Play with its rules and regulations is to be intently taken into account. Theological ethics might take the opportunity to explain morality by metaphors of playing. So God and man could be imagined as participators in a game which allocates mutual respect in an unsurpassable way.
Contains:In: Ethica