"Schuldig", "nicht schuldig", "unschuldig". Sachurteile in kirchlichen Missbrauchsverfahren

Die Glaubenskongregation veröffentlichte 2020 ein Vademecum, das als Leitfaden für die kirchliche Untersuchung von und für die Verfahren in Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker dient. Das Vademecum, das geltendes Recht zusammenträgt, bietet bemerkenswerte Einblicke in die Weise...

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Bibliographic Details
Main Author: Hahn, Judith 1978- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Lang 2023
In: De processibus matrimonialibus
Year: 2023, Volume: 30, Pages: 59-74
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:Die Glaubenskongregation veröffentlichte 2020 ein Vademecum, das als Leitfaden für die kirchliche Untersuchung von und für die Verfahren in Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker dient. Das Vademecum, das geltendes Recht zusammenträgt, bietet bemerkenswerte Einblicke in die Weise, in der das Dikasterium Strafverfahren durchführt. Es legt unter anderem offen, dass diese Strafprozesse in drei mögliche Sachurteile münden, "constat", "non constat" und "constat de non", die parallel zu den drei Urteilen "guilty", "notproven" und "not guilty" des schottischen Strafprozessrechts gelagert sind. Beide Systeme kennen zwei Freisprüche mit identischen Rechtswirkungen, die gleichwohl der Rechtsgemeinschaft eine differenzierte Botschaft über die Urteilsgründe vermitteln. Der vorliegende Beitrag analysiert das reguläre Zweiurteilsmodell des kodikarischen Rechts im Vergleich mit dem Dreiurteilssystem des Dikasteriums für die Glaubenslehre, diskutiert dieses im Licht von empirischen Erkenntnissen, die über die schottische Praxis vorliegen, und fragt auf dieser Basis nach Vor- und Nachteilen eines differenzierten Freispruchs.
Contains:Enthalten in: De processibus matrimonialibus
Persistent identifiers:DOI: 10.22602/IQ.9783745888447