Am Ende der kritischen Soziologie

Die kritische Soziologie der bürgerlichen Gesellschaft wird heute nicht durch politische, sondern durch wissenschaftliche Innovationen verunsichert: Provozierender als das Ende des Sozialismus stellt das Ende der ontologischen Weltkonzeption sie in Frage. Der Beitrag schlägt den Übergang zu einer ge...

Full description

Saved in:  
Bibliographic Details
Main Author: Luhmann, Niklas 1927-1998 (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: 1991
In:Year: 1991, Volume: 20, Issue: 2, Pages: 147-152
IxTheo Classification:ZB Sociology
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Die kritische Soziologie der bürgerlichen Gesellschaft wird heute nicht durch politische, sondern durch wissenschaftliche Innovationen verunsichert: Provozierender als das Ende des Sozialismus stellt das Ende der ontologischen Weltkonzeption sie in Frage. Der Beitrag schlägt den Übergang zu einer genau darauf eingestellten Theorie der Beobachtung zweiter Ordnung vor. Dabei können Anregungen zu Latenzaufklärung und Ideologiekritik aufgenommen und reorganisiert werden. Die epistemologischen Weiterungen betreffen jedoch den Realitätsbegriff selbst und reichen damit hinaus über das, was innerhalb der kritischen Soziologie bisher formuliert worden ist. Die Differenzen lassen sich unter anderem an der klassischen Krisensemantik und an den Paradoxien eines dazu passenden Anspruchs "kritischer", nämlich jeweils eigener Überlegenheit demonstrieren. Critical sociology is challenged today not by political innovations, but by scientific ones. It is challenged less by the end of socialism, than by the end of an ontological conception of the world. With reference to this situation a theory of second order observation is proposed. This theory can integrate and reorganize the concepts of "ideology" and of "latent structure". In its epistemological consequences it transcends the framework of critical sociology. These differences are discussed with reference to the classical concept of crisis and to the claims of "critical" superiority.