Eine figurationstheoretische Einordnung der Narrative zum Islam unter Engagierten, die sich für Geflüchtete einsetzen

Der Beitrag geht einer Irritation in Interviews zum Thema "Willkommenskultur" und Flüchtlingsunterstützung auf den Grund: Obgleich nicht danach gefragt, war die Häufigkeit von Äußerungen zu Religion und insbesondere zum Islam und Gegenüberstellungen zum Christentum auf Seiten derjenigen, d...

Full description

Saved in:  
Bibliographic Details
Published in:Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Authors: Rommel, Inken (Author) ; Schwenken, Helen 1972- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Journals Online & Print:
Drawer...
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2022
In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Further subjects:B Critique of islam
B Forced Migration
B Bürgerschaftliches Engagement
B Flight
B Religion
B Islamkritik
B Etablierte und Außenseiter-Beziehungen
B Established and outsider relations
B Framing
B Civic Engagement
B Germany
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Der Beitrag geht einer Irritation in Interviews zum Thema "Willkommenskultur" und Flüchtlingsunterstützung auf den Grund: Obgleich nicht danach gefragt, war die Häufigkeit von Äußerungen zu Religion und insbesondere zum Islam und Gegenüberstellungen zum Christentum auf Seiten derjenigen, die Geflüchtete unterstützen, auffällig. Engagierte teilten ihre Gedanken zu Gefahren durch den Islam, zu stark gelebtem Glauben und eine Abkapselung von der Mehrheitsgesellschaft. Die "eigene" christliche Religion wurde viel positiver bewertet als der Islam. Negative Narrationen gegenüber dem Islam unter Engagierten können auf individueller Ebene zu paternalistischem Verhalten der Engagierten gegenüber den Geflüchteten führen und auf gesamtgesellschaftlicher Ebene dazu, dass staatliche, wohlfahrtstaatliche sowie zivilgesellschaftliche Institutionen weniger mit muslimischen Vereinen und Institutionen zusammenarbeiten. In diesem Beitrag wird daher der Frage nachgegangen, wie es in einer vermeintlich säkularen deutschen Gesellschaft zu einer so unterschiedlichen Haltung gegenüber beiden Religionen kommen kann. Dazu wird auf historische Konfliktlinien und Diskurse zwischen Christentum und Islam verwiesen, die sich in Zusammenhang mit der jeweiligen Machtbalance zwischen ihren Anhänger:innen entwickelt haben. Die Überzeugungskraft solcher historisch unterfütterten und durch aktuelle, lokale Machtverhältnisse geprägten Überzeugungen - unter Menschen, die Geflüchtete nicht ablehnen, sondern diese unterstützen wollen - werden mit der Etablierten-Außenseiter-Theorie von Norbert Elias und John L. Scotson theoretisch eingeordnet. Demnach bestehen unbewusste Abwehrmechanismen gegenüber Neuankommenden in einer Gesellschaft.
The article explores an irritation in interviews on the topic of welcome culture and refugee support: although not asked about it, the frequency of statements on religion and especially on Islam and confrontations with Christianity on the part of those who support refugees was striking. Committed people shared their thoughts on the dangers posed by Islam, too strongly practised faith and the isolation from the majority society. The "own" Christian religion was evaluated much more positively than Islam. Negative narratives about Islam among volunteers can, on an individual level, lead to paternalistic behaviour on the part of volunteers towards refugees, and on the level of society as a whole, to state, welfare state and civil society institutions cooperating less with Muslim associations and institutions. This article therefore explores the question of how such different attitudes towards the two religions can arise in a supposedly secular German society. To this end, reference is made to historical lines of conflict and discourses between Christians and Muslims that have developed in connection with the respective balance of power between their adherents. The persuasive power of such historically underpinned convictions and those shaped by current, local power relations—among people who do not reject refugees but want to support them—are theoretically classified with the established-outsider theory of Norbert Elias and John L. Scotson. According to this theory, there are unconscious defence mechanisms against newcomers in a society.
ISSN:2510-1226
Contains:Enthalten in: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Persistent identifiers:DOI: 10.1007/s41682-022-00142-z