Wahlverwandtschaften zwischen Religiosität und Marktstrategien bei Selbständigen mit Migrationshintergrund

Der Beitrag zielt in explorativer Absicht auf die Analyse empirischer Verknüpfungen von Religion und unternehmerischen Aktivitäten bei Selbständigen mit Migrationshintergrund. Der Untersuchung liegen qualitative Leitfadeninterviews mit Selbständigen in Nordrhein-Westfalen zugrunde. Die Befragten hab...

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Bibliographic Details
Main Author: Breuer, Marc 1976- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
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Published: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2019
In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Year: 2019, Volume: 3, Issue: 1, Pages: 29-60
Further subjects:B Migrationsmilieus
B Religiöse Migrantengemeinden
B Soziale Einbettung
B Ethnic entrepreneurship
B Ethnic subcultures
B Ethnic churches
B Migrantische Religiosität
B Migrantische Unternehmen
B Immigration and religion
B social embeddedness
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
Description
Summary:Der Beitrag zielt in explorativer Absicht auf die Analyse empirischer Verknüpfungen von Religion und unternehmerischen Aktivitäten bei Selbständigen mit Migrationshintergrund. Der Untersuchung liegen qualitative Leitfadeninterviews mit Selbständigen in Nordrhein-Westfalen zugrunde. Die Befragten haben zumeist einen russlanddeutschen oder türkischen Migrationshintergrund. Ausgehend von den Selbstbeschreibungen werden für das Sample drei Typen der wahlverwandtschaftlichen Verknüpfung zwischen unternehmerischer Tätigkeit und Religion nachgewiesen: Selbständige des ersten Typs orientieren sich an einem co-ethnischen Marktsegment, wissen sich mit ihren KundInnen durch eine ethnisierte Religion verbunden und nutzen Opportunitätsstrukturen, die sich aus der Vernetzung in religiösen Migrantengemeinden ergeben. Selbständige des zweiten Typs nutzen Religiosität als Komponente ihrer Selbst-Ethnisierung: Ihr Kundenkreis ist nicht-co-ethnisch und Religion wirkt sich nicht unmittelbar auf den beruflichen Alltag aus. Jedoch fungiert Religion für sie als eine jener personalen Ressourcen, über welche sich die für das Unternehmen konstitutive ethnische Identität (z. B. als türkische Friseure) reproduzieren lässt. Selbständige des dritten Typs sind unternehmerisch assimiliert, d. h. ihre ökonomischen Strategien lassen keine Bezüge zum Herkunftsland und zu co-ethnischen Gruppen erkennen. Zugleich vertreten sie eine individualisierte Religiosität, die zu den unternehmerischen Aktivitäten in keinem direkten Zusammenhang steht und die auch nicht mit der ethnischen Identität verbunden wird. Insgesamt wird deutlich, dass zumindest für Teilgruppen der Selbständigen mit Migrationshintergrund unternehmerische Aktivitäten sowie ethno-religiöse Identitäten und Netzwerke in einem Verhältnis der wechselseitigen Stabilisierung stehen. Dagegen unterscheiden sich die Relationen zwischen Religion und unternehmerischen Aktivitäten für einen Großteil der Selbständigen mit Migrationshintergrund nicht von denen bei Selbständigen ohne Migrationshintergrund.
The intention of this paper is to explore empirical relations between religion and entrepreneurial activities among ethnic entrepreneurs. The analysis is based on qualitative interviews with entrepreneurs in North Rhine-Westphalia (Germany), most of them with Russian-German or Turkish origins. Our results suggest that three types of elective affinities between entrepreneurial strategies and religious orientations can be distinguished among the respondents. Entrepreneurs of the first type are oriented towards co-ethnic market sectors. They have ethnoreligious identities in common with their customers. Moreover, they use opportunity structures, resulting from their networks within ethnic churches and communities. Entrepreneurs of the second type use their religiosity as an element of their self-ethnicisation: Their customers are non-co-ethnics and there are no direct influences of religion on their professional routines. However, religion functions as one of their entrepreneurial resources which are serving to reproduce their ethnic identity (e. g. as a Turkish hairdresser). Entrepreneurs of the third type are assimilated with regard to their business activities, i. e. their strategies do not show any relation to their country of origin and to co-ethnic groups. Simultaneously, their personal religiosity is individualised and does not show any direct relationships to their entrepreneurial activities, nor to their ethnic identity. In conclusion, it can be noted that at least among subgroups of ethnic entrepreneurs business activities show a relationship of mutual stabilisation with religious identities and networks. In contrast, the majority of ethnic entrepreneurs is indistinguishable from domestic entrepreneurs, as regards the relations between religion and business activities.
ISSN:2510-1226
Contains:Enthalten in: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Persistent identifiers:DOI: 10.1007/s41682-018-0020-3