Zwischen DDR-Erbe, Familienfest und Konfirmations-Äquivalent

Der Artikel nimmt gegenwärtige Jugendweihen in Deutschland am Beispiel der sogenannten "Jugendfeiern" des Humanistischen Verbandes Deutschlands in den Blick und fragt nach dem Umgang der Anbieter mit dem DDR-Erbe der Feier. Dabei wird mit Hilfe einer Grounded Theory geleiteten Analyse von...

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Bibliographic Details
Main Author: Schröder, Stefan 1985- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2018
In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Year: 2018, Volume: 2, Issue: 1, Pages: 61-80
Further subjects:B Freethinkers
B Atheism
B Free thinker
B Youth initiation ceremony
B Deutsche Demokratische Republik
B German Democratic Republic
B Humanism
B Grounded Theory
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
Description
Summary:Der Artikel nimmt gegenwärtige Jugendweihen in Deutschland am Beispiel der sogenannten "Jugendfeiern" des Humanistischen Verbandes Deutschlands in den Blick und fragt nach dem Umgang der Anbieter mit dem DDR-Erbe der Feier. Dabei wird mit Hilfe einer Grounded Theory geleiteten Analyse von Found data, offenen Interviews und teilnehmenden Beobachtungen eine politische Re-Definition der Jugendweihe festgestellt: In Abgrenzung zur DDR-Jugendweihe werden sozialistische Werte durch humanistische ersetzt, Elemente wie das Gelöbnis oder die mitgliedschaftliche Initiationsfunktion des Festes abgeschafft und die Jugendweihe stattdessen als Familienfest für Nichtreligiöse inszeniert, das auf ein ahistorisches und damit universelles menschliches Bedürfnis nach einer Markierung biographischer Übergänge reagiert. Gleichzeitig wird innerhalb des Verbandes jedoch das Potenzial erkannt, über das vor allem in Ostdeutschland weiterhin breite Bevölkerungsteile erreichende Passageritual Zugriff auf eine junge Klientel zu erhalten und neue Mitglieder für den Verband zu gewinnen, die er dringend benötigt, um seiner Forderung, als Interessenvertretung aller Nichtreligiösen in Deutschland mit den Kirchen gleichgestellt zu werden, die nötige Legitimation zu verleihen. Das daraus erwachsende Spannungsfeld aus weltanschaulichen Ansprüchen und verbandspolitischen Notwendigkeiten wird speziell von den "Westverbänden" des föderalistisch organisierten Humanistischen Verbandes durch die völlige Ablösung von der DDR-Geschichte und die dezidierte Rahmung der Jugendfeier als Konfirmationsäquivalent aufzulösen versucht.
Using the example of the so called Jugendfeier of the German Humanist Association, this article addresses contemporary forms of Jugendweihe in Germany and the provider’s reflection process on its GDR-heritage. With reference to a Grounded Theory based analysis of found data, open interviews and participant observations, it reconstructs a political re-definition of the Jugendweihe: To distinguish it from the Jugendweihe of the GDR, socialist values are replaced by humanist ones and elements like the solemn pledge or the membership initiation function of the festivity are abandoned. Instead, Jugendweihe is re-enacted as family ritual for the nonreligious, functioning as an ahistorical and therefore universal human need for marking biographical transitions. At the same time, since Jugendweihe still reaches large segments of society especially in Eastern Germany, the organizers recognize its potential to get access to young cohorts and gain new members. These are desperately needed to legitimize association’s claims to function as advocacy for all religious nones in Germany and, as such, to gain the same legal status as the Christian Churches. Between the priorities of ideological and pragmatic aspirations, representatives especially from Western German federal associations, try to re-interpret Jugendweihe as an equivalent to the Christian confirmation practice.
ISSN:2510-1226
Contains:Enthalten in: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
Persistent identifiers:DOI: 10.1007/s41682-018-0013-2