Identitätsstiftende Praktiken in Gangsta-Rap-, Türsteher:in-, Kraft- und Kampfsport- sowie Shisha-Bar-Szenen: methodische und theoretische Annäherung an die Szenenfelder

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Bibliographic Details
Subtitles:Identitätsstiftende Praktiken in Gangsta-Rap-, Türsteher:in-, Kraft- und Kampfsport- sowie Shisha-Bar-Szene
Authors: Elliesie, Hatem (Author) ; Rosin, Jacqueline (Author) ; Soliman, Eslam (Author) ; Reinold, Luca (Author)
Corporate Author: Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Euopa EZIRE (Other)
Format: Electronic Book
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Erlangen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) 2022
In: EZIRE working paper (2022/1)
Year: 2022
Series/Journal:EZIRE working paper 2022/1
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Production Credits:In öffentlichen Debatten taucht immer häufiger der Begriff „Clan“ auf. Dabei wird der Begriff gegenwärtig meist mit „Clankriminalität“ in unmittelbare Verbindung gesetzt. Hierdurch wird ein Zusammenhang zur (organisierten) Kriminalität vermittelt. Häufig entsteht auch eine Verknüpfung zur sogenannten Paralleljustiz. Mangelnde Integrationsbereitschaft sticht in diesem Zusammenhang ebenfalls als Schlagwort hervor. In der medialen Berichterstattung und behördlichen Berichten werden dabei die Begriffe „Clan“ und „Clankriminalität“ weitgehend undifferenziert verwendet. Was einen „Clan“ und dessen Kriminalität ausmacht, bleibt in den gesellschaftspolitischen Debatten vage. Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse zur Struktur und Funktionsweise der im Fokus stehenden Gemeinschaften bzw. Solidarverbände, häufig nahöstlicher Herkunft, stellen ein Desiderat dar. Eine sozialwissenschaftliche Betrachtungsweise ist jedoch unerlässlich. Insbesondere auch eine, die die bisherigen, spärlichen Kenntnisse in den Blick nimmt. Dieser wird in erster Linie durch die Linse der ermittlungsbehördlichen Wahrnehmung geprägt. „Clans“ werden demnach weitgehend als eine aus Familienangehörigen bestehende kriminelle Vereinigung verstanden. Qua Familienzugehörigkeit erfolgt also eine Zuschreibung, der ein kriminelles oder deviantes Handeln innewohne. Ausschlaggebendes Kriterium sei dabei der Familienname. Das vorliegende Working Paper leistet einen sozialwissenschaftlichen Beitrag zur Versachlichung der Debatte. Es zeigt die Grundstruktur eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsvorhabens auf, welches gegenwärtig von den Autor:innen gemeinsam durchgeführt wird. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Einblicke in den Alltag von Angehörigen der Familien zu erhalten, denen die Zuschreibung zuteilwird. Auf Empirie gestützter Basis sollen wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über Lebenswelten einschlägiger großfamiliärer Strukturen und ihrer Umwelt, insbesondere der Gesamtgesellschaft, gewonnen werden. Hierbei wird die Methodologie der Grounded Theory (GT) angewendet. Im Sinne des nachfolgend näher beschriebenen GT-Ansatzes wird der Fokusgruppe möglichst offen begegnet. Dabei wird vor dem Feldeinstieg auf die Formulierung eng zugeschnittener Forschungsfragen verzichtet. Was den Alltag der Fokusgruppen in welcher Weise prägt, wird nicht vorab durch eine feste Fragestellung antizipiert, sondern aus der qualitativen Forschung im Feld herausgearbeitet. Eine praxeologische Sichtweise soll demgemäß bei der Generierung von Einblicken in die Lebenswelt(en) der Akteur:innen helfen. Zu identifizierende Praktiken der Fokusgruppe dienen dabei als Analyseeinheit. Ziel ist es, den Blick auf Alltägliches zu schärfen und mit dem der öffentlichen Wahrnehmung abzugleichen. In der durch Medien geprägten Öffentlichkeit werden mit dem Begriff der „Clankriminalität“ – und somit mit den der „Clankriminalität“ zugeordneten Familienangehörigen – häufig auch bestimmte Szenenfelder genannt. So beispielsweise die Gangsta-Rap-, Shisha-Bar-, Kampfsport- und Türsteher:innenszene. Auffällig ist hierbei, dass die Lebensrealitäten derjenigen, die sich in eben jenen Feldern aufhalten, kaum Beachtung erfährt und, wie bereits erwähnt, sozialwissenschaftlich kaum erforscht ist. Aus diesem Grund fokussiert die hier dargestellte Forschung diese vier Szenen, um gängige Narrative konzeptionell zu durchdringen und die Lebenswelten derjenigen, die sich in den genannten vier Szenenfelder aufhalten, möglichst präzise abzubilden. Zu betonen ist hierbei auch, dass das Forschungsprojekt eine Analyse der Szenen vornehmen und somit die Frage beantworten möchte, ob und wo sich das Konstrukt „Clan“ überhaupt als relevant zeigt.
Persistent identifiers:URN: urn:nbn:de:bvb:29-opus4-217813