Leichenaussetzung und Erdbestattung: eine Entwicklung im iranischen Zoroastrismus als Minderheitenreligion in islamischer Umgebung

Für den Zoroastrismus, der im Sasanidenreich Staatsreligion war, bedeutete die islamische Eroberung des Iran einen entscheidenden Einschnitt, da sich dadurch eine schrittweise Wendung von einer privilegierten Position hin zur Religion einer Minderheit vollzog. Diese neue Situation bleibt dabei nicht...

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Bibliographic Details
Main Author: Hutter, Manfred 1957- (Author)
Format: Electronic/Print Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Diagonal-Verlag 1995
In: Lokale Religionsgeschichte
Year: 1995, Pages: [73]-83
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Rights Information:InC 1.0
Description
Summary:Für den Zoroastrismus, der im Sasanidenreich Staatsreligion war, bedeutete die islamische Eroberung des Iran einen entscheidenden Einschnitt, da sich dadurch eine schrittweise Wendung von einer privilegierten Position hin zur Religion einer Minderheit vollzog. Diese neue Situation bleibt dabei nicht ohne Rückwirkung, wobei hier ein notwendig gewordenes Zugeständnis an die islamische Umwelt beispielhaft illustriert wird. Die Sitte der Leichenaussetzung erfährt eine zweifache Anderung: Zunächst kommt es zur architektonischen Neueinführung der » Türme des Schweigens« (daxma), in denen die Leichen den Blicken und der potentiellen Schändung durch Nicht-Zoroastrier entzogen werden; in unserem Jahrhundert kommt es schließlich überhaupt zur Aufgabe dieser Sitte. Es zeigt sich also, wie eine lokale religiöse Gruppe als Minderheit gezwungenermaßen darauf angewiesen ist, ihren Glauben in Auseinandersetzung mit der Mehrheit speziell zu gestalten, ohne deshalb dem Kern des Glaubens untreu zu werden. Ferner läßt sich beobachten, daß dieser religiöse Wandel auch von der sozialen (und ökonomischen) Situation der Zoroastrier beeinflußt worden ist. Die sich - im Bezug auf die grundlegende religiöse Norm des Avesta - dadurch verändernden Traditionen erlauben daher gerade für den Zoroastrismus im Iran, von einer lokalen Religion zu sprechen, deren Unterschiede zur zahlenmäßig wesentlich größeren Gruppe der Parsen nicht übersehen werden sollen.
ISBN:3927165417
Contains:Enthalten in: Lokale Religionsgeschichte
Persistent identifiers:DOI: 10.15496/publikation-73803
HDL: 10900/132448