Johannes der Täufer und Jesus von Nazareth in historischer Sicht

Johannes der Täufer, der Prophet Gottes, wurde in der Evangelienüberlieferung Schritt für Schritt christologisch vereinnahmt. Das Prinzip von Joh 3.30: ‘Er muβ wachsen, ich aber muβ abnehmen’ gibt den Ton an. Während Markus noch keine erkennbaren Hinweise auf die Einschätzung Jesu als der kommende G...

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Bibliographic Details
Main Author: Ernst, Josef 1926-2012 (Author)
Format: Electronic Article
Language:English
Check availability: HBZ Gateway
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Cambridge Univ. Press 1997
In: New Testament studies
Year: 1997, Volume: 43, Issue: 2, Pages: 161-183
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
Volltext (lizenzpflichtig)
Parallel Edition:Non-electronic
Description
Summary:Johannes der Täufer, der Prophet Gottes, wurde in der Evangelienüberlieferung Schritt für Schritt christologisch vereinnahmt. Das Prinzip von Joh 3.30: ‘Er muβ wachsen, ich aber muβ abnehmen’ gibt den Ton an. Während Markus noch keine erkennbaren Hinweise auf die Einschätzung Jesu als der kommende Geisttäufer (Mk 1.8) bietet und die eigenständige Rolle des Täufers als Prophet und Gerichtsprediger unterstreicht (Mk 1.4), ist das Bild bei Matthäus deutlich überhöht. Johannes erkennt in Jesus den Gröβeren und wehrt dessen Taufbegehren mit Hinweis auf die eigene Taufbedürftigkeit ab (Mt 3.14). Das Moment der Sündennachlassung ist in der Täuferpredigt (Mk 1.4) getilgt und auf die Einsetzungsworte beim Abendmahl Jesu übertragen (Mt 26.28). Lukas hat in der Erzählung von der Begegnung der schwangeren Mütter mit dem alttestamentlich vorgegebenen Bild vom Aufhüpfen des Johanneskindes im Mutterleib (Lk 1.44) den Bezug zur Jesusgeschichte dramatisch unterstrichen und das Motiv des Vorläufers Gottes (Lk 1.76) christologisch umgebogen. Im Johannes-evangelium ist die Endstufe der Entwicklung erreicht: Der Täufer ist nur die Stimme (Joh 1.23) und nicht mehr der unabhängige Prediger, oder im Bild: der Finger, der auf Christus, das Lamm Gottes, hinweist (Joh 1.29, 36). Angesichts der umfassenden Jesus-orientierung des Täuferbildes der Evangelien überrascht die geringe Zahl der dort referierten Kontakte. Unser Augenmerk wird sich auf diese richten müssen.
ISSN:1469-8145
Contains:Enthalten in: New Testament studies
Persistent identifiers:DOI: 10.1017/S0028688500023201