Zum Bildungspotenzial biblischer Texte

Biblische Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess und geht somit weit über biblisches Lernen hinaus. Sie ist als lebenslanger Prozess zu verstehen, in dem sowohl die biblischen Texte als auch ihre VersteherInnen als Subjekte in dialogischer Aneignung ihres Gegenübers agieren. - Weder ist der Verstehe...

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Bibliographic Details
Main Author: Theis, Joachim 1955- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Journals Online & Print:
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Schnider 2017
In: Österreichisches Religionspädagogisches Forum
Year: 2017, Volume: 25, Issue: 2, Pages: 8-17
Further subjects:B Sinnsuche
B Bibeldidaktik
B Bildungspotenzial
B Ermöglichungsdidaktik
B Constructivism
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Biblische Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess und geht somit weit über biblisches Lernen hinaus. Sie ist als lebenslanger Prozess zu verstehen, in dem sowohl die biblischen Texte als auch ihre VersteherInnen als Subjekte in dialogischer Aneignung ihres Gegenübers agieren. - Weder ist der Verstehenshorizont der RezipientInnen ein leerer Raum, der nur mit dem Text gefüllt werden müsste, noch ist letzterer als tote Materie aufzufassen, die allein kognitiv zu analysieren wäre. Der biblische Text wird für seine/n Rezipient/en/in dann Sinn-voll, wenn er in einer existentiellen Aneignung neu konstituiert werden kann. In der je individuellen Wirklichkeit wird der Text somit lebendig. Soll dieser Prozess nicht zu Vereinseitigungen führen, muss er wissenschaftliche Erkenntnisse und subjektive Strukturen sowie den Horizont der Verstehergemeinschaft integrieren. - Leider wird häufig der Zugang zur Bibel durch eine bestimmte und fest verankerte negative Assoziation verstellt: Leider erscheint Bibelarbeit im Religionsunterricht noch immer in Gestalt rein kognitiv ausgerichteter Zugänge, die weder die biblischen Texte in ihrer Eigenständigkeit und Lebendigkeit noch das Sinnverlangen der SchülerInnen wahr- und ernstnehmen, während sie die Texte als Medium zur Darstellung moralisch-religiöser oder dogmatischer Inhalte missbrauchen. Durchbrechen lässt sich der Mechanismus durch eine Bibeldidaktik, die Ermöglichungsdidaktik ist. Sie unterstützt den/die VersteherIn in seinem/ihrem Selbstsein bzw. Selbstwerden, indem sie die jeweilige Eigenheit der biblischen Texte in der Öffnung auf die Andersheit des Verstehers berücksichtigt. Beide, Text und RezipientIn, werden so zu Subjekten in einem Dialog. Der Ansatz der biblischen Ermöglichungsdidaktik führt dazu, dass die Bibel immer neu zu einem Buch des Lebens wird. So kann sie - von ihrem hermeneutischen Prinzip her verstanden - zum Prinzip biblischer Bildung überhaupt erhoben werden und essentiell zu einer ganzheitlichen Bildung beitragen.
ISSN:1018-1539
Contains:Enthalten in: Österreichisches Religionspädagogisches Forum, Österreichisches Religionspädagogisches Forum