Die Natur als Künstler und Baumeister bei Galen

Der Begriff der Natur (φύ σις) ist für unsere abendländische Geistesgeschichte zum ersten Mal bei Homer belegt und bedeutet soviel wie äußere Beschaffenheit (als Folge des Wachstums), pflanzliches Wachsen, Wachstum. Später entwickelt sich eine kausal-mechanische Naturbetrachtung im Sinne der ausnahm...

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Main Author: Kovačić, Franjo (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: Cambridge University Press 2003
In: Traditio
Year: 2003, Volume: 58, Pages: 1-57
Online Access: Volltext (JSTOR)
Volltext (lizenzpflichtig)
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Description
Summary:Der Begriff der Natur (φύ σις) ist für unsere abendländische Geistesgeschichte zum ersten Mal bei Homer belegt und bedeutet soviel wie äußere Beschaffenheit (als Folge des Wachstums), pflanzliches Wachsen, Wachstum. Später entwickelt sich eine kausal-mechanische Naturbetrachtung im Sinne der ausnahmslosen Geltung der Naturgesetze und eine teleologische im Sinne des planmäß igen Waltens der Natur. Über die Naturwissenschaft hinaus wird der Naturbegriff (φύ σις) zu einem Element der geistigen Ordnung des gesamten Seins; er kann vom Pflanzlichen auf alles, was unabhängig vom Menschen entsteht, übertragen werden. In ihm fanden die Griechen zuerst die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung der Dinge im Sinne des zeitlichen Beginns, und dann die Antwort auf die Frage nach dem Wesen der Dinge, wobei der Blick auf die Einheit der Dinge in der Welt gerichtet wurde. In der Wissenschaft ersetzte der Begriff der Natur den Begriff der Entstehung (γέ νε σις) und eröffnete den Zugang zur Welt und ihrem Wesen. Parallel dazu hat auch das Göttliche seine anthropomorphen Züge verloren und ist zum Inbegriff des Vollkommenen geworden. In der Medizin bekommt die Natur die Bedeutung von zielgerichteter Norm und ist ein Vorbild für die Praxis. In ihr wird das Sein in seiner allgemeinen natürlichen Ordnung ausgesprochen, da die Natur allgemein und allumfassend ist, wobei sie doch auch das Individuelle und Organische umfaßt. Daher nähert sich der Begriff der Natur dem des Logos (λό γος): sie ist das allein durch die Ratio faßbare Wesen. In der Stoa bekommt sie die Bedeutung der Vorsehung (πρ όν οια). Sie ist zugleich die innere Bewegung der platonisch-aristotelisch aufgefaßten Realität, schafft also den Übergang zur Vision des Seins und des Menschen und ist, insgesamt gesehen, das “Herz” der anfänglichen griechischen Auffassung der Realität.
ISSN:2166-5508
Contains:Enthalten in: Traditio
Persistent identifiers:DOI: 10.1017/S0362152900002981