Ὁ ϰυϱιαϰὸς ἄνθϱωπος: Eine Studie zu einer christologischen Bezeichnung der Väterzeit

In der Christologie der nach-nicänischen und nach-chalcedonischen Zeit findet sich eine Bezeichnung der menschlichen Wirklichkeit Jesu Christi, deren Geschichte und Bedeutung bis heute noch nicht völlig geklärt sind: ὁ ϰυϱιαϰὸς ἄνθϱωπος, in lateinischer Übersetzung: homo dominicus. Bisher wurde ihr...

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Bibliographic Details
Main Author: Grillmeier, Alois 1910-1998 (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Cambridge University Press 1977
In: Traditio
Year: 1977, Volume: 33, Pages: 1-63
Online Access: Volltext (JSTOR)
Volltext (lizenzpflichtig)
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Description
Summary:In der Christologie der nach-nicänischen und nach-chalcedonischen Zeit findet sich eine Bezeichnung der menschlichen Wirklichkeit Jesu Christi, deren Geschichte und Bedeutung bis heute noch nicht völlig geklärt sind: ὁ ϰυϱιαϰὸς ἄνθϱωπος, in lateinischer Übersetzung: homo dominicus. Bisher wurde ihr Vorkommen am meisten beachtet im Zusammenhang der Erforschung der Epistula ad Antiochenos (hier weiterhin: EAA) oder des sogenannten Sermo maior de fide, einer Schrift, die heute Markell von Ankyra zugeteilt wird, und der pseudathanasianischen Expositio fidei (fortan: EF), die von dem eben genannten Werk allerdings nur in den §§ 3–4 abhängig ist. Vermutlich darf man Marcus Eremita und seinen Gebrauch von ϰνϱιαϰὸς ἄνθϱωπος (fortan: ϰ.α.) in dem aszetischen Werk Ad Nicolaum praecepta animae salutaria (= Opusculum V) daneben stellen, während sein dogmatisches Werk Aduersus eos qui dicunt sanctam carnem non fuisse unitam cum Verbo … (= Opusculum XI) einen wichtigen Schritt darüber hinaus bedeutet. Man hat auch behauptet, daß Athanasius von Alexandrien diese Bezeichnung gebraucht habe, dies unter Berufung auf einige Texte bei Severus von Antiochien. Dies ist zu überprüfen. K.α. taucht sodann auf im Schrifttum des Didymus von Alexandrien, des Epiphanius von Salamis, des Gregor von Nyssa. Im Osten reicht seine Geschichte bis hin zu Leontius von Jerusalem und (Ps.-) Pamphilus, der wohl bald nach 560, sicher aber vor 630 geschrieben hat, und schließlich bis zu Anastasius Sinaita. Von den Lateinern kennen sie Hieronymus, Papst Damasus, dann Augustinus und der Nestoriusgegner Ioannes Cassian. Wenn Augustinus in seinen Retractationes davon Abschied nimmt, so mag dies nicht ohne Einfluß auf das Verschwinden dieses Ausdrucks in der westlichen Theologie gewesen sein, wenn er auch noch Thomas von Aquin (S. Th. III 16 3) der Erwähnung und der Diskussion für wert erschienen ist. Die Verlegenheit der Dogmenhistoriker in der Deutung dieser Geschichte dauert an bis heute. Der Grund dafür liegt darin, daß die Verwendungs- und Bedeutungsgeschichte dieses Ausdrucks ϰυϱιαϰὸς ἄνθϱωπος, zu dem der andere ϰυϱιαϰὸν σῶμα gehört, zu wenig differenziert untersucht und dargestellt worden ist. Die meisten Forscher haben sich mit der Feststellung einer undifferenzierten Wortverwendung begnügt oder vorausgesetzt, daß ϰ.α. einen einheitlichen Bedeutungsgehalt habe. Darum führen auch verschiedene Versuche, mit Hilfe des Vorkommens dieses Ausdrucks Echtheits- oder Verfasserfragen zu lösen, kaum zu brauchbaren Ergebnissen.
ISSN:2166-5508
Contains:Enthalten in: Traditio
Persistent identifiers:DOI: 10.1017/S0362152900009065