Führt Moral unumgänglich zur Religion? Eine Kritik am starken Begründungsanspruch des praktischen Vernunftglaubens Kants

Trotz seiner Kritik aller spekulativen Gotteserkenntnis hat Kant mit seiner berühmten These, dass Moral unumgänglich zur Religion führe, den Gottesglauben vor dem Forum praktischer Vernunft mit einer nach wie vor starken Begründung versehen. Diese impliziert zugleich eine durch die Vernunft selbst z...

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Auteur principal: Rediker, Benedikt 1989- (Auteur)
Type de support: Électronique Article
Langue:Allemand
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Publié: Österreichische Provinz d. Gesellschaft Jesu 2021
Dans: Zeitschrift für Theologie und Philosophie
Année: 2021, Volume: 143, Numéro: 4, Pages: 530-556
Sujets / Chaînes de mots-clés standardisés:B Kant, Immanuel 1724-1804 / Religion / Raison pratique / Théodicée
Classifications IxTheo:AB Philosophie de la religion
KAH Époque moderne
NBC Dieu
Sujets non-standardisés:B praktische Metaphysik
B Théodicée
B Kant
B rationale Glaubensverantwortung
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Résumé:Trotz seiner Kritik aller spekulativen Gotteserkenntnis hat Kant mit seiner berühmten These, dass Moral unumgänglich zur Religion führe, den Gottesglauben vor dem Forum praktischer Vernunft mit einer nach wie vor starken Begründung versehen. Diese impliziert zugleich eine durch die Vernunft selbst zugesicherte letzte Verblüffungsresistenz gegenüber einem Atheismus bzw. Agnostizismus, der sich aus der Erfahrung des Zweckwidrigen herleitet. Die starke Begründung Kants soll in diesem Artikel einer Kritik unterzogen werden. Dabei zeigt sich, dass der Glaube - anders als Kant annahm - angesichts der Erfahrung des Zweckwidrigen nur noch im Modus einer bleibenden Fragilität begründet werden kann. Daraus ergeben sich zugleich entscheidende Konsequenzen für das theologische Projekt einer praktischen Glaubensverantwortung und praktischen Metaphysik im Anschluss an Kant, da die Theodizeefrage und ein aus ihr resultierender Atheismus bzw. Agnostizismus nun in einer nochmals radikalisierten Form zur zentralen Herausforderung für sein Gelingen werden.
With his famous thesis that morality inevitably leads to religion, Kant has given faith in God a rather strong rational justification in terms of practical reason. This justification also seems to imply an argumentative immunity against atheistic or agnostic challenges resulting from the experience of suffering. This article offers a critique of this strong claim. Different from what Kant assumed, it will be argued that faith, in the light of experienced suffering, can only be justified in a mode of permanent fragility. This has massive consequences for the theological project of vindicating religious belief and of doing metaphysics on the basis of practical reason, since the problem of evil, and the atheism or agnosticism possibly resulting from it, is bound to become an even more radical challenge than before.
ISSN:2709-8435
Contient:Enthalten in: Zeitschrift für Theologie und Philosophie
Persistent identifiers:DOI: 10.35070/ztp.v143i4.3760