Das Gottesbild in den biographischen Schriften Elie Wiesels. Impulse für den Religionsunterricht

»Letztlich werde ich niemals aufhören, mich gegen diejenigen zu empören, die Auschwitz geschaffen oder zugelassen haben. Gott eingeschlossen? « fragt Elie Wiesel in seiner Autobiographie Alle Flüsse fließen ins Meer, nur um direkt zu antworten: »Auch gegen Ihn werde ich mich immer empören. Die Frage...

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Bibliographic Details
Authors: Baert-Knoll, Valesca (Author) ; Knoll, Annette (Author) ; Richter, Ramona (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Interlibrary Loan:Interlibrary Loan for the Fachinformationsdienste (Specialized Information Services in Germany)
Published: 2017
In: Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext
Year: 2017, Issue: 1/2, Pages: 75-78
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:»Letztlich werde ich niemals aufhören, mich gegen diejenigen zu empören, die Auschwitz geschaffen oder zugelassen haben. Gott eingeschlossen? « fragt Elie Wiesel in seiner Autobiographie Alle Flüsse fließen ins Meer, nur um direkt zu antworten: »Auch gegen Ihn werde ich mich immer empören. Die Fragen, die ich mir früher zum Schweigen Gottes gestellt habe, sind offen geblieben.« Haben Sie sich schon einmal gegen Gott empört oder hat sein Schweigen bei Ihnen ein Fragezeichen hinterlassen? Der aus dem chassidischen Judentum stammende Elie Wiesel war noch nicht einmal 16 Jahre alt, als er und seine Familie aus ihrer Heimatstadt Sighet nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Der kurze Befehl »Männer auf die eine, Frauen auf die andere Seite« trennte ihn für immer von seiner Mutter und seiner kleinen Schwester Tsiporah. Erst zehn Jahre nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald, in welchem sein Vater kurz zuvor verstarb, begann Elie Wiesel über die schrecklichen Erlebnisse der Schoah zu berichten. Dabei begleitete ihn die immer wiederkehrende Frage nach der Anwesenheit Gottes in dieser menschlichen Tragödie, ja ob diese Anwesenheit mit dem Schrecken der Schoah überhaupt zusammen gedacht werden kann. Wiesel hat nicht mit Gott gebrochen, sondern er schrie zu ihm, klagte ihn an, sprach ihn schuldig und wandte sich doch nicht von ihm ab. Ist Gott einer, der mit seinem Volk leidet oder es alleine zurücklässt? Welche Bilder von Gott zeichnet Elie Wiesel, und was hat das noch mit den Schülerinnen und Schülern* der heutigen Zeit zu tun? Didaktischer Kommentar : »Wiesels Gott ist in keiner Weise statisch, vollständig, unveränderlich, allmächtig oder allwissend. Sein Gott ist vielmehr fähig sich zu verändern, zu leiden, zu weinen, sich von dem berühren zu lassen, was auf diesem Planeten geschieht.« Aufgrund dieser Offenheit und Ambivalenz der Gottesbilder Wiesels bietet es sich an, diese mit den persönlichen Gottesbildern der SuS ins Gespräch zu bringen. »Denn eine subjektorientierte Religionspädagogik schließt sowohl die Anerkennung von Jugendlichen als Subjekte wie auch die Unterstützung ihrer Subjektwerdung ein.« Um die SuS bei ihrer Subjektwerdung zu unterstützen und Anreize zur Selbstreflexion zu geben sowie zur Reflexion der eigenen Gottes beziehung zu befähigen, wurde der vorliegende Unterrichtsentwurf konzipiert. Genauer wurde er für die gymnasiale Oberstufe entwickelt, kann allerdings auch in der Firmkatechese verwendet werden. Exemplarisch haben wir uns an den Kompetenzanforderungen des Bildungsplans Baden-Württemberg von 2016 orientiert. Er ist an die fachübergreifende Leitperspektive »Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt« zurückgebunden. Für den spezifischen Fachbereich der katholischen Religionslehre sind die Einheiten »Gott« und »Religionen und Weltanschauungen« relevant. Der Entwurf knüpft bei der persönlichen Gottesfrage der SuS sowie bei ihrer Fähigkeit zum interreligiösen Dialog an. Für Wiesel ist »Schreiben letztlich ein Dialog zwischen Mensch und Gott«.
ISSN:2751-2959
Contains:Enthalten in: Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext
Persistent identifiers:DOI: 10.25786/cjbk.v0i01-02.640