Aus der Übersetzerwerkstatt: Zur deutschen Übersetzung von Elie Wiesels »…un di welt hot geschwign«

Elie Wiesels wohl meistgelesenes Werk ist sein Überlebensbericht Die Nacht, in dem er die Deportation aus seiner Heimatstadt Sighet nach Auschwitz, dann ins Lager Buna/Monowitz und schließlich den Todesmarsch nach Buchenwald und seine Befreiung schildert. Dieses Zeugnis erschien in der deutschen Übe...

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Détails bibliographiques
Auteur principal: Eichelsdörfer, Marion (Auteur)
Type de support: Électronique Article
Langue:Allemand
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Publié: 2017
Dans: Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext
Année: 2017, Numéro: 1/2, Pages: 32-41
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Résumé:Elie Wiesels wohl meistgelesenes Werk ist sein Überlebensbericht Die Nacht, in dem er die Deportation aus seiner Heimatstadt Sighet nach Auschwitz, dann ins Lager Buna/Monowitz und schließlich den Todesmarsch nach Buchenwald und seine Befreiung schildert. Dieses Zeugnis erschien in der deutschen Übersetzung von Curt Meyer-Clason erstmals 1962.2 Vorlage war der von Wiesel selbst verfasste französische Text La Nuit (1958), der bereits 1960 von Stella Rodway ins Englische übertragen worden war. Zu diesem französischen Text existiert jedoch noch eine mehr als doppelt so umfangreiche jiddische Vorversion unter dem Titel …un di welt hot geschwign (1955/56), erschienen als Nr. 117 in der Reihe Dos pojlische jidntum. Für das Projekt der deutschsprachigen Gesamtausgabe der Elie-Wiesel-Werke wird im ersten Schritt an der Übersetzung von …un di welt hot geschwign ins Deutsche gearbeitet. Zwar soll dazu ein noch ausführlicheres, 862 Seiten starkes jiddisches Manuskript existieren oder existiert haben, dieses wird der Forschung wohl jedoch unzugänglich bleiben. Der Historiker Joel Rappel stieß bei seinen Recherchen zur Entstehungsgeschichte von Die Nacht auf ein hebräischsprachiges Manuskript von 150 Seiten, das mit dem Hinweis »first draft« (erster Entwurf) markiert war. Diese handschriftliche Version von Elie Wiesels Bericht soll laut Rappel bereits vor der maschinengeschriebenen jiddischen Version …un di welt hot geschwign entstanden sein. Wiesels Autobiographie Alle Flüsse fließen ins Meer… gibt ebenfalls einen Hinweis darauf: »Ich bleibe während der ganzen Überfahrt in meiner Kabine und schreibe auf Jiddisch an meiner Erzählung über die Zeit im Konzentrationslager. Ich hatte mit dem Bericht schon vor einigen Monaten auf Hebräisch begonnen und ihn, ich weiß nicht mehr, aus welchem Grund, Yaffah zu lesen gegeben, einer Kollegin, die für eine israelische Kinozeitschrift arbeitet.« Allerdings bleibt unklar, ob der hebräische Text vor der Arbeit an …un di welt hot geschwign beendet worden war und was die von Wiesel genannte Kollegin mit seinem Text gemacht hat. Joel Rappel datiert das von ihm gefundene hebräische Manuskript auf das Jahr 1954 und vermutet, dass Elie Wiesel seinen hebräischen Text der israelischen Zeitung Jediot Achronot angeboten hat, für die er schon seit 1948/49 schrieb. Das Manuskript wurde in kurzen Abschnitten von höchstens zwei bis vier Seiten verfasst. Dies entspräche der üblichen Länge der Artikel, die Wiesel dorthin ablieferte. Erst Ende des vergangenen Jahres hat Rappel der Öffentlichkeit ein weiteres Textfragment, diesmal der französischen Version La Nuit, präsentiert. Es handelt sich dabei um das ursprünglich erste Kapitel von La Nuit, das bei der Überarbeitung herausgestrichen worden war.
ISSN:2751-2959
Contient:Enthalten in: Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext
Persistent identifiers:DOI: 10.25786/cjbk.v0i01-02.635