Papias, der Vorzug der Viva Vox und die Evangelienschriften
Der hierapolitanische Bischof Papias formulierte im Proömium seiner Auslegung von Herrenspriichen ein bemerkenswertes Arbeitsprinzip: ‘Ich nahm nicht an, daβ die (Nachrichten) aus den Büchern mir soviel nützen wie die von einer lebendigen und bleibenden Stimme (mitgeteilten Nachrichten)(ού γὰρ τὰἐĸ...
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Format: | Electronic Article |
Language: | German |
Check availability: | HBZ Gateway |
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Published: |
Cambridge Univ. Press
1998
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In: |
New Testament studies
Year: 1998, Volume: 44, Issue: 1, Pages: 144-151 |
Online Access: |
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Summary: | Der hierapolitanische Bischof Papias formulierte im Proömium seiner Auslegung von Herrenspriichen ein bemerkenswertes Arbeitsprinzip: ‘Ich nahm nicht an, daβ die (Nachrichten) aus den Büchern mir soviel nützen wie die von einer lebendigen und bleibenden Stimme (mitgeteilten Nachrichten)(ού γὰρ τὰἐĸ τῶν βιβλίων τοσοῦτόν με ώφελεῖν ύπελάμβανον ὄσον τὰ παρὰ ζώσης φωνῆς ĸαì μενούσης). ’1 Aus dieser Aussage des Papias über den Vorzug der viva vox hat man recht weitgehende kanongeschichtliche Schlüsse gezogen. Da Papias der mündlichen gegenüber der schriftlichen Überlieferung grundsätzlich den Vorzug einraume, könne nach seinem Urteil die Normativität der Herrenworte noch nicht auf die sie verzeichnenden Evangelienschriften übergegangen sein. Darum könne Papias die (ihm bekannten) schriftlichen Evangelien noch nicht als ‘endgültige oder kanonische Form der Jesus-Überlieferung’ angesehen haben.2 Die in seiner Aussage reflektierte Vorliebe der kleinasiatischen Gemeinden für die mundliche Tradition habe die Entstehung eines schriftlichen Kanons verzögert.3 Andere Forscher haben dieser Folgerung entgegengehalten, das Prinzip von der Überlegenheit der viva vox sei in den Augen des Papias nicht von allgemeiner Gültigkeit gewesen und von ihm gar nicht auf die Evangelien bezogen worden. Es sei deswegen auch nicht von kanongeschichtlicher Relevanz.4 |
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ISSN: | 1469-8145 |
Contains: | Enthalten in: New Testament studies
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Persistent identifiers: | DOI: 10.1017/S0028688500016416 |