Wie entsteht eine Schrift in der Forschung und in der Geschichte?: Die Hebräische Bibel und der Koran

In welchem Verhältnis steht der Koran zur biblischen Tradition? Ist er Teil der für das spätere Europa formativen spätantiken Mittelmeerkultur, oder dominiert in seiner Botschaft »das Eigene«, die lokale, kämpferische Kultur Arabiens? Seine Entstehungsgeschichte zeigt, dass er wie die Mischna und da...

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Bibliographic Details
Main Author: Peterson, Paul Silas 1979- (Author)
Format: Electronic Book
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
WorldCat: WorldCat
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Tübingen Mohr Siebeck 2021
In:Year: 2021
Series/Journal:Lucas-Preis 386
Further subjects:B Abraham
B Ancient History studies
B Neues Testament
B Wirtschaftsglobalisierung
B Akedah
B Bibel-Hermeneutik
B Selflessness
B Church history studies
B Array
B Allgemeines
B Classical antiquity
B Science of Religion
B Typology
B Mythopoesis
B Antike Religionsgeschichte
B Lucas-Preis
B Altes Testament
Online Access: Presumably Free Access
Volltext (lizenzpflichtig)
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Parallel Edition:Erscheint auch als: 9783161552427
Description
Summary:In welchem Verhältnis steht der Koran zur biblischen Tradition? Ist er Teil der für das spätere Europa formativen spätantiken Mittelmeerkultur, oder dominiert in seiner Botschaft »das Eigene«, die lokale, kämpferische Kultur Arabiens? Seine Entstehungsgeschichte zeigt, dass er wie die Mischna und das Neue Testament – semantisch Teil der biblischen Tradition ist. Ist er es aber auch hermeneutisch? »Der Koran« ist ja nicht nur historisches Faktum, er ist auch Konstrukt unserer Forschungstradition, seine sehr unterschiedlichen Lektüren bilden zumeist Schulmeinungen ab, die ihm die Zugehörigkeit zu der im Judentum und Christentum entwickelten biblischen Hermeneutik verweigern – eine exklusivistische Position, die sein Verständnis blockiert. Liest man den Koran ohne den Verständnisfilter der monotheistischen Hermeneutik, einfach im Wortsinn, so fallen entscheidende biblisch nicht attestierte Erzählelemente und Argumentationen als fremd aus dem Rahmen. Gerade sie erweisen sich aber bei Anlegung des für die Spätantike typischen Analysekonzepts der Typologie als substantielle Bausteine der sich im Koran spiegelnden Konstruktion einer Gemeindeidentität. Typologie begegnet bei der Hörergemeinde, die biblische Begebenheiten nach-erlebt und sich so selbst zu einem neuen Gottesvolk entwickelt. Typologie begegnet auch beim Verkünder, wenn dieser Mekkas Erwählung zum Geburtsort der neuen Glaubensgemeinschaft als die Erfüllung einer Verheißung Abrahams erkennt. Nicht allein Teilhabe an den biblischen Wissensbeständen, auch Teilhabe an der biblischen Hermeneutik muss dem Koran zuerkannt werden, will man ihn als eine Schrift auf Augenhöhe zu den anderen würdigen. Angelika Neuwirth wendet sich diesen Fragen mit bereits in den Nachbarphilologien erprobten Kriterien (Typologie, Allegorie, Anziehung versus Abstoßung) zu. Sie berücksichtigt dabei auch erstmals die Tatsache der mündlichen Komposition des Koran und damit die Gleichzeitigkeit der Entstehung von Text und Gemeinde.
What is the relationship between the Qur'an, and therefore Islam, and the biblical tradition? Is the Qur'an part of the Mediterranean culture that was formative for later Europe, or is its message dominated by its own, pre-monotheistic heroic, even combative, Arabian culture? Historically and semantically, the Qur'an is – not differently to the Mishna or the New Testament – part of the biblical tradition. Our perception of the Qur'an is however governed by scholarly constructs established by schools which are split over the issue of the Qur'an's participation in the Jewish-Christian hermeneutics. It is only by substituting the literal reading which is prevailing today by a typological reading that the Qur'an can be recognized in its scriptural dimension, i.e. as a new exegetical reading of the Hebrew Bible based on late antique hermeneutics. Angelika Neuwirth turns to these questions with criteria already proven in neighbouring philologies, such as typological interpretation and the antinomy of attraction and repulsion. Her consideration takes into account, for the first time, the fact of the Qur'an's oral composition and thus the simultaneous emergence of text and belief community.
ISBN:3161607937
Persistent identifiers:DOI: 10.1628/978-3-16-160793-6