„Idemität“: zum Konzept Meister Eckharts in seinem selektiven Kommentar zum Johannesevangelium

Der Philosoph Heinrich Rombach, einer der Interpreten Meister Eckharts, hat den Vorschlag gemacht, Wechsel-Beziehungen begrifflich nicht als Beziehung von Identitäten zu verstehen, sondern statt dessen den Begriff der „Idemität“ zu benutzen, d.h. die Fassung einer Einheit in einer sich ständig rückk...

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Bibliographic Details
Subtitles:Special Issue: Dynamic Unity in the Gospel of John; Guest Editor: Julie Casteigt
Main Author: Mieth, Dietmar 1940- (Author)
Contributors: Casteigt, Julie 1974- (Editor)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: De Gruyter 2020
In: Journal of the bible and its reception
Year: 2020, Volume: 7, Issue: 1, Pages: 91-113
Standardized Subjects / Keyword chains:B John / Eckhart Meister 1260-1328 / Rombach, Heinrich 1923-2004 / Idea of God / Father / Son / Jesus Christus / Unity
IxTheo Classification:HC New Testament
KAC Church history 500-1500; Middle Ages
NBC Doctrine of God
NBF Christology
Further subjects:B Meister Eckhart
B Idemität
B Gospel of John
B Heinrich Rombach
Online Access: Volltext (lizenzpflichtig)
Description
Summary:Der Philosoph Heinrich Rombach, einer der Interpreten Meister Eckharts, hat den Vorschlag gemacht, Wechsel-Beziehungen begrifflich nicht als Beziehung von Identitäten zu verstehen, sondern statt dessen den Begriff der „Idemität“ zu benutzen, d.h. die Fassung einer Einheit in einer sich ständig rückkoppelnden Bewegung: bei sich selber sein und sich doch aus der Beziehung verstehen. Sie hat zwar ihre eigene Selbigkeit, aber als Geschehen ist sie auf andere Weise in sich differenziert. Diese Figur nennt Meister Eckhart „Unterscheidung durch Ununterschiedenheit“. Er zielt damit nicht ein Paradox an, sondern eine innere Differenzierung ohne kategorialen Außenbezug. Von Eckhart übernimmt Rombach eine Struktur, die er „vermittelte Unmittelbarkeit“ nennt. Dietmar Mieth versucht, diese Struktur der „Idemität“ in Meister Eckharts Johanneskommentar gleichsam als strukturgleiche Parallele von Wort/Sprache, Beieinandersein („apud“), Sohn/Menschwerdung/Geburt, Gerechtigkeit zu erläutern. Dabei erinnert der Johanneskommentar an verschiedenen Stellen auch an die eckhartsche Bildlehre, führt sie aber weniger aus als z.B. im Genesiskommentar, in Pauluszitaten oder in den deutschen Predigten. Umso gewichtiger ist es, auch hier die strukturgleiche Parallele zu zeigen. Zusätzlich scheint es ihm wichtig, den im Johanneskommentar verwendeten Naturbegriff genauer zu betrachten. Denn entweder bezeichnet der Naturbegriff ganz verschiedene Dinge, also die Natur Gottes, die Natur des Menschen, die Natur der christlichen Sittlichkeit, die Natur der Naturgesetze, oder er bezeichnet die Gründe der Philosophen im Unterschied oder in Korrespondenz zu den Motiven des Glaubens. D.h. es geht gar nicht um das, was wir heute mit „Natur“ im Sinne säkularer Wissenschaft assoziieren, sondern um ein Lesegerät für eine metaphorische, d.h. über ihre immanente Rekonstruktion hinausweisende, Bedeutung der Eigengesetzlichkeit der Dinge. Dies käme dem nahe, was Bernhard von Claivaux im Unterschied zum „liber revelationis“ als „liber creaturae“ bezeichnet hat, das Buch der Schöpfung im Unterschied zum Buch der Erlösung. Der Unterschied bezieht sich bei Eckhart jedoch nicht auf zwei unterschiedliche Regionen der Erkenntnis sondern auf eine Beziehung, in welcher Zwei und Eines zugleich miteinander korrespondieren.
ISSN:2329-4434
Contains:Enthalten in: Journal of the bible and its reception
Persistent identifiers:DOI: 10.1515/jbr-2019-0015