Gutes Leben jenseits von Wachstum: eine ethische Perspektive

Wachstum gilt als fundamentaler Faktor für die dynamische Stabilisierung moderner Gesellschaften und als Grundlage für sozialen Frieden und gesellschaftliche Reproduktion. Wir stehen allerdings sowohl vor funktionalen Einschränkungen eines fortwährenden Wachstums als auch vor einer Unvereinbarkeit v...

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Bibliographic Details
Main Author: Muraca, Barbara 1971- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: Katholisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Theologische Ethik/Sozialethik 2012
In: Ethik und Gesellschaft
Year: 2012, Issue: 1, Pages: 1-45
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:Wachstum gilt als fundamentaler Faktor für die dynamische Stabilisierung moderner Gesellschaften und als Grundlage für sozialen Frieden und gesellschaftliche Reproduktion. Wir stehen allerdings sowohl vor funktionalen Einschränkungen eines fortwährenden Wachstums als auch vor einer Unvereinbarkeit von Wachstum mit wesentlichen Forderungen von Gerechtigkeit gegenüber heute lebenden und zukünftigen Generationen. Insbesondere in Südeuropa zeigen WachstumskritikerInnen, dass gerade das Wachstumsdiktat soziale Ungerechtigkeit hervorbringt. Bisher ist allerdings eine ethische Auseinandersetzung mit der Wachstumsfrage auffällig unterrepräsentiert. Dieser Beitrag analysiert den wachstumskritischen Diskurs aus einer ethischen Perspektive, anhand folgender Fragen: 1. Ist Wachstum unter den biophysischen Bedingungen des Planeten möglich, können wir (noch) wachsen? 2. Ist Wachstum inter- und intragenerationell moralisch zu rechtfertigen - dürfen wir wachsen? 3. Ist Wachstum als ökonomische und gesellschaftliche Zielsetzung noch sinnvoll und ethisch akzeptabel? Steht es im Einklang mit unseren Vorstellungen eines »guten Lebens«; wollen wir noch wachsen? 4. Wer ist wir ? Wer ist mit Wirkungsmacht an dem Diskurs beteiligt? Nicht zuletzt ist aus ethischer Perspektive Kritik zu formulieren an den überall modisch gewordenen Glücksindikatoren, die das BIP ergänzen oder gar ersetzen sollen.
Growth has been so far considered as an essential factor in the dynamic stabilization of modern societies and as a condition for social pacification and social reproduction. However, we are now faced with functional limits to growth on the one hand and with the seeming incompatibility of continuing growth with ethical issues in terms of inter- and intragenerational justice on the other. Especially in the Southern European countries growth critics hold that social injustice is enhanced precisely by the growth-diktat. Yet, a thorough ethical scrutiny of the growth/degrowth debate has been so far neglected. Aim of this paper is to reconsider growth critique from an ethical point of view, along following questions: 1. Is growth still possible given the biophysical conditions of our planet, i.e. can we still grow? 2. Can growth be morally justified in terms of inter- and intragenerational justice, i.e. may we still grow? 3. Is growth still a meaningful economic and societal goal? Is it still ethically acceptable? Does it harmonize with our conception of a good life, i.e. do we still want to grow? 4. Who is we ? Whose voices are de facto participating in the discourse? Moreover, the paper formulates a critique of the increasingly fashionable debate on happiness indicators, which are conceived as integration or replacement for GDP.
ISSN:2365-6565
Contains:Enthalten in: Ethik und Gesellschaft
Persistent identifiers:DOI: 10.18156/eug-1-2012-art-3