Das moralpädagogische Projekt »Aus der Geschichte lernen« und der schulische Geschichtsunterricht über den Nationalsozialismus und den Holocaust

Gegenstand des Beitrages ist das moralpädagogische Projekt »Aus der Geschichte lernen«, das sich im Zuge der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte herausbildete. Vor dem Hintergrund der hohen Wirkungsannahmen, die das Projekt nicht nur auf das Verstehen historischer Prozesse, sondern auch auf die...

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Main Author: Proske, Matthias (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: Katholisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Theologische Ethik/Sozialethik 2010
In: Ethik und Gesellschaft
Year: 2010, Issue: 2, Pages: 1-19
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:Gegenstand des Beitrages ist das moralpädagogische Projekt »Aus der Geschichte lernen«, das sich im Zuge der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte herausbildete. Vor dem Hintergrund der hohen Wirkungsannahmen, die das Projekt nicht nur auf das Verstehen historischer Prozesse, sondern auch auf die Veränderung politisch-moralischer Haltungen in Fragen von Toleranz, Menschenrechten und Demokratie richtet, fokussiert der Beitrag insbesondere die Rolle des Geschichtsunterrichts. Auf der Grundlage einer eigenen empirischen Studie wird die Frage diskutiert, wie im Kontext von Schule mit den politisch-moralischen Herausforderungen umgegangen wird, die mit Themen Nationalsozialismus und Holocaust einhergehen. Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass der schulische Geschichtsunterricht als der Ort verstanden werden kann, in dem die jeweils nachwachsende Generation mit dem politisch-moralischen Erbe der Bundesrepublik Deutschland in Gestalt gesellschaftlich etablierter Narrative vertraut gemacht wird. An seine Grenzen stößt der Geschichtsunterricht, wenn Beteiligte Prämissen des moralpädagogischen Projekts nicht teilen oder anders deuten. Hier können Konflikte entstehen, mit denen unter Bedingungen von Unterricht offensichtlich nur schwer umzugehen ist, weil in der schulischen Kommunikation immer auch Fragen der moralischen Integrität von SchülerInnen mit verhandelt werden.
This article deals with the moral-pedagogic project «Learning from History» («Aus der Geschichte lernen») that emerged in the wake of the discussion about the Nazi history. Against the background of the high expectations of effect attached to it, namely to not only understand historical facts but also concentrate on the changes of political-moral attitudes concerning tolerance, human rights, and democracy, this paper focuses in particular on the role of history classes in schools. On the basis of a previous empirical research study the article discusses how in schools political-moral challenges are handled which ensue from the topics of National Socialism and Holocaust. The central result of the study is the assumption that history classes can be understood as the place where the respective coming generation comes in contact with the political-moral heritage of the Federal Republic of Germany via socially established narratives. History classes reach their limitations, however, when participants do not agree with the premises of the moral-pedagogic project or interpret it differently. Here, conflicts may arise which can be handled with difficulty only, because communication in schools always includes negotiations concerning questions of moral integrity of pupils.
ISSN:2365-6565
Contains:Enthalten in: Ethik und Gesellschaft
Persistent identifiers:DOI: 10.18156/eug-2-2010-art-5