Baumburg und seine Gründer: das Verhältnis des Stifts zum Adel und zur Ministerialität

Zusammenfassung: Das Urteil des Salzburger Erzbischofs von 1136 im Streit zwischen Baumburg und Berchtesgaden war in vielfacher Hinsicht ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte des Stifts. Nicht nur, dass Baumburg nun rechtlich von Berchtesgaden getrennt und auf sich selbst verwiesen war; nicht n...

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Bibliographic Details
Main Author: Dendorfer, Jürgen 1971- (Author)
Format: Electronic Book
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Freiburg Universität 2015
In:Year: 2015
Online Access: Volltext (Langzeitarchivierung Nationalbibliothek)
Volltext (Resolving-System)
Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Zusammenfassung: Das Urteil des Salzburger Erzbischofs von 1136 im Streit zwischen Baumburg und Berchtesgaden war in vielfacher Hinsicht ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte des Stifts. Nicht nur, dass Baumburg nun rechtlich von Berchtesgaden getrennt und auf sich selbst verwiesen war; nicht nur, dass der Salzburger Erzbischof, die Autorität in süddeutschen Kanonikerkreisen, den Standpunkt der Baumburger Kanoniker als "Meinung, die bei gewissen einfachen Brüdern aufkam" desavouierte, auch das Abrücken der Gründerfamilie - der Grafen von Sulzbach - vom Stift manifestierte sich in ihm. Denn das gewichtigste Argument, das Erzbischof Konrad in seinem urkundlich fIxierten und nicht von ungefähr nur in Berchtesgaden überlieferten Urteil (iudicium) anführte, war der Wille des Stifters Graf Berengar I. von Sulzbach († 1125). Noch zu Lebzeiten habe Graf Berengar beiden Konventen eigene Güter zugewiesen und sie getrennt, was auch Urkunden belegen würden. Und in der Tat betrieb der Graf von Sulzbach von Anfang an die Gründung zweier Stifte. Aus Baumburger Sicht stand dieser Stifterwille im Gegensatz zu den eigenen, im 12. Jahrhundert niemals aufgegebenen Ansprüchen auf eine Unterordnung Berchtesgadens. Graf Berengar selbst sowie seine Familie scheinen wiederum nach der erfolgten Gründungsausstattung, sicher aber nach 1136 kaum mehr etwas für Baumburg getan zu haben. Dieses spannungsreiche Verhältnis Baumburgs zu seiner Stifterfamilie ist bemerkenswert. Denn das Schicksal der zahlreichen klösterlichen Neugründungen des 12. Jahrhunderts hing eng vom Wohlwollen und der Förderung durch die Gründergeschlechter ab. Die Geschichte der Stiftungen des Adels entschied sich im Umfang der ersten Ausstattung mit Gütern und Menschen, in der erfolgreichen Ermunterung des adeligen Gefolges zu Schenkungen an das Stift, aber auch in der milden oder drückenden Ausübung der Vogtei sowie in der Intensität der Einbeziehung in die Krisen und Konflikte der jeweiligen Adelshäuser. Dass in Baumburg der Gründer von Sulzbach und seine Familie so zurücktraten, musste gravierende Auswirkungen auf die Überlebensfähigkeit des Stifts haben und zu einer tiefsitzenden Verunsicherung führen. Denn über die anfängliche Bewidmung hinaus hatte eine Stifterfamilie für die Ergänzung und den weiteren Ausbau des Besitzes zu sorgen. Es war für das Stift an der Alz deshalb eine Schicksalsfrage, die Abwendung der Stifterfamilie zu kompensieren und den Adel und die Ministerialität des Chiemgaus für weitere Schenkungen zu gewinnen. Auf welchem Weg gelang ihm das? Wer trat an die Stelle der Stifterfamilie, welche kleinen und großen Geschlechter wurden nun für Baumburg wichtig? Und wie erklärt sich das Abrücken der Grafen von Sulzbach von Baumburg aus der Perspektive des Adelsgeschlechts und die Zuwendung neuer Geschlechter aus deren Sicht? Was erwarteten sie vom Stift und welche Funktion übernahm es für deren adelige Herrschaft?
Item Description:in: Walter Brugger (Hrsg., u.a.): Baumburg an der Alz : das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift in Geschichte, Kunst, Musik und Wirtschaft, Regensburg: Schnell und Steiner, 2007, S. 51-74
Persistent identifiers:URN: urn:nbn:de:bsz:25-opus-100064