Wunder und Christologie
Es ist zur Zeit eine liebgewordene Gewohnheit, auf die drückende Last des noch ungelösten johnneischen Rätsels hinzuweisen. Kein anderer als Ernst Käsemann hat dieses jüngst erneut zum Ausdruck gebracht; freilich nicht ohne zugleich seines Rätsels Lösung zu umreißen. Daß sein viel beachteter Diskuss...
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Format: | Electronic/Print Article |
Language: | German |
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Published: |
[1970]
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In: |
New Testament studies
Year: 1970, Volume: 16, Issue: 2, Pages: 130-148 |
IxTheo Classification: | HC New Testament |
Online Access: |
Volltext (doi) |
Summary: | Es ist zur Zeit eine liebgewordene Gewohnheit, auf die drückende Last des noch ungelösten johnneischen Rätsels hinzuweisen. Kein anderer als Ernst Käsemann hat dieses jüngst erneut zum Ausdruck gebracht; freilich nicht ohne zugleich seines Rätsels Lösung zu umreißen. Daß sein viel beachteter Diskussionsbeitrag vor allem Rudolf Bultmann mit seiner Deutung des Johannesevangeliums zum Gesprächspartner wählt, ist die einzing angemessene Entscheidung. Dabei läßt sich die Antwort des gegen seinen Lehrer rebellierenden Schülers in ihrer Gegensätzlichkeit zum Wort des Meisters kaum extremer denken. Solche Antithetik ist für den Exegeten allemal ein Stachel, der zu erneuter Textinterpretation reizt. Dabei gilt es festzuhalten, daß dieser Gegensatz neben dem historisch-exegetischen auch seinen theologiegeschichtlichen Aspekt besitzt: Bultmann interpretiert mit Hilfe der durch die Existentialanalyse bereitgestellten Begrifflichkeit und zu einem nicht unwesentlichen Teil auch unter Rückgriff auf die Paradoxchristologie Sören Kierkegaards. Käsemann hingegen greift auf die alte liberale Johannes-Interpretation zurück, wenn er den johanneischen Christus als über die Erde schreitenden Gott darstellt. Der Aufweis theologiegeschichtlicher Bedingtheit sollte dem Exegeten stets ein Achtungszeichen sein. Doch ist über die Angemessenheit der herangezogenen Interpretationshilfen damit noch nichtentschieden. Allerdings müssen die Denkmodelle im Blick auf den auszulegenden Text ihre Bewährungsprobe bestehen. Diese Kritik soll an einem entscheidenden Punkt johanneischer Theologie vorgeführt werden, nämalich an dem Verhältnis von Wunder und Christologie. |
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ISSN: | 0028-6885 |
Contains: | Enthalten in: New Testament studies
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Persistent identifiers: | DOI: 10.1017/S0028688500015459 |