Die Methodistenkirche im »Dritten Reich«: Thesen zum Weg einer Freikirche unter der nationalsozialistischen Herrschaft

Die Methodistenkirche vermochte erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf deutschem Boden Fuß zu fassen. Die staatsoffene Haltung der Freikirche zum nationalsozialistischen Staat zeigte sich in den Anfangsjahren des Dritten Reiches weitgehend als eine Folge der früheren negativen Erfahrungen vor al...

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Auteur principal: Strahm, Herbert 1944- (Auteur)
Type de support: Électronique Article
Langue:Allemand
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Publié: [2017]
Dans: Kirchliche Zeitgeschichte
Année: 2017, Volume: 30, Numéro: 1, Pages: 134-146
Sujets / Chaînes de mots-clés standardisés:B Troisième Reich / Méthodiste / Église libre
Classifications IxTheo:CG Christianisme et politique
KAJ Époque contemporaine
KBB Espace germanophone
KDG Église libre
Accès en ligne: Volltext (Maison d'édition)
Volltext (doi)
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Résumé:Die Methodistenkirche vermochte erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf deutschem Boden Fuß zu fassen. Die staatsoffene Haltung der Freikirche zum nationalsozialistischen Staat zeigte sich in den Anfangsjahren des Dritten Reiches weitgehend als eine Folge der früheren negativen Erfahrungen vor allem mit Staat und Landeskirche. Die ›Nationale Erhebung‹ steigerte 1933 die Erwartungen auf das von Hitler erklärte ›positive Christentum‹, worin die Methodisten eine neue Gelegenheit für missionarisches Wirken sahen. - Die drohende kirchliche ›Gleichschaltung‹ nahm die methodistische Kirchenleitung stark in Anspruch. Deutschchristliche Parolen und die Vorgänge um die angestrebte Reichskirche führten die Methodisten, auch auf der Ebene der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF) zu Gesprächen mit reichskirchlichen Exponenten zwecks Erörterung freikirchlicher Zusammenschluss-Varianten, um einer Integration der Freikirchen in die Reichskirche zu entgehen. Den reichskirchlichen Stellen ging es vorwiegend um die im Ausland von methodistischer Seite zu tätigende ›Aufklärungsarbeit‹ zugunsten des Reiches. - Im Sog der ideologischen und rechtlichen Anpassung gaben die deutschen Methodisten ihrer Kirche eine neue Rechtsgrundlage. Mit der Bildung der Deutschen Zentralkonferenz und der Wahl eines reichsdeutschen Bischofs 1936 verfolgte man konsequent den Weg in die nationale Unabhängigkeit im Rahmen der Gesamtkirche, unabhängig von den reichskirchlichen Ansprüchen und in Distanz zu den bekenntniskirchlichen Gruppierungen. Die Methodistenkirche blieb in der Enge der nationalsozialistischen Gedankenwelt, schon deshalb, weil es an wirksamer theologischer Arbeit fehlte. - Im staatskonformen Verhalten wurde das Reden und Handeln der methodistischen Kirchenleitung auf den totalen Hitler-Staat ausgerichtet. Freikirchliche Konzessionen, die nicht selten ein zermürbendes Ringen in den Gemeinden verursachten, zeigten sich u. a. im Predigtdienst, im Stillschweigen über der Judenfrage, in der freikirchlichen NS-Propaganda auf der Weltkirchenkonferenz 1937 in Oxford und im methodistischen Pressewesen. Spätestens in der Kriegszeit seit 1939 konnten sich die Methodisten wie andere Deutsche auch kein nur annähernd objektives Bild über die wahren Vorgänge machen, hörten und lasen sie nur, was der deutschen Propaganda diente. - Obwohl sich die Methodistenkirche durch das Dritte Reich hindurch zu retten vermochte, musste ihre Haltung auf ihrem Weg zu einem theologischen, religiösen und kirchlichen Niedergang führen, der auf moralisches Versagen, Angst, Opportunität und Kleingläubigkeit zurückzuführen ist.
ISSN:2196-808X
Contient:Enthalten in: Kirchliche Zeitgeschichte
Persistent identifiers:DOI: 10.13109/kize.2017.30.1.134