Before religious socialism: Tillich and social democracy in Wilhelmine Germany
Dieser Aufsatz ist eine stark kontextualisierte Studie von Paul Tillichs Verhältnis zur Sozialdemokratie vor dem ersten Weltkrieg. Entgegen seiner Behauptung, seine Generation sei vor dem Krieg politisch indifferent gewesen, zeichne ich das Bild einer Generation von Theologen, die sich mit Leidensch...
| Summary: | Dieser Aufsatz ist eine stark kontextualisierte Studie von Paul Tillichs Verhältnis zur Sozialdemokratie vor dem ersten Weltkrieg. Entgegen seiner Behauptung, seine Generation sei vor dem Krieg politisch indifferent gewesen, zeichne ich das Bild einer Generation von Theologen, die sich mit Leidenschaft der zentralen politischen Herausforderung ihrer Generation widmeten: der sozialen Frage. Tillichs autobiographische Tendenz ist, den Krieg als sein alleiniges Moment der Offenbarung gesellschaftlicher und politischer Zusammenhänge zu charakterisieren. Die Quellen zeigen aber, dass er schon als Student und junger Pastor seine politische Meinung bildete und zum Ausdruck brachte. Schon vor dem Krieg vollzog Tillich eine erhebliche Entfernung von den konservativen Positionen seines Vaters. Er konnte mindestens zeitweise eine erstaunliche theologische Würdigung der Sozialdemokratie bieten, auch wenn reale Begegnungen mit den Arbeitern im industriellen Berlin ihn dann zu einer kritischeren Position bewegten. Damit wird aber deutlich, dass Tillichs späterer religiöser Sozialismus nicht als bloße Folge des Kriegs gedacht werden soll, sondern immer auch als teilweise Anknüpfung an frühere Spannungen seines werdenden politischen Denkens. |
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| ISSN: | 1612-9776 |
| Contains: | Enthalten in: Zeitschrift für neuere Theologiegeschichte
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| Persistent identifiers: | DOI: 10.1515/znth-2024-0018 |