RT Article T1 Rosmini et l'herméneutique du politique JF Gregorianum VO 60 IS 3 SP 545 OP 575 A1 Evain, François LA French PB Ed. Pontificia Univ. Gregoriana YR 1979 UL https://ixtheo.de/Record/1789338638 AB A. Rosmini (1797 - 1815) ist als Urheber einer politischen Theorie wenig bekannt. Der gegenwärtige Artikel versucht sein politisches Denkgebäude aufzuzeigen, ein Denken, das sich während mehr als 30 Jahren in etwa 10 Bänden seines Werkes entfaltet. Geschichtlich gesehen stellt es sich dar als eine Suche dessen, was 'Der letzte Grund, warum die menschlichen Gesellschaften bestehen oder zerfallen' (1822) ist. So kommt der Verfasser zu einer Überlegung der Gründe der Revolutionen (von 1789 und 1848). In einem Europa der Heiligen Allianz geht er ebenso dem Rückfall in den Contrat social Rousseaus wie den konservativen Tendenzen von de Maistre, Bonald und von Haller nach. In seinem Essay über den Kommunismus und den Sozialismus (1847), den er ein Jahr vor dem kommunistischen Manifest von Marx und Engels veröffentlicht, durchschaut er die Utopie, die in den Formen eines aufsteigenden Sozialismus von Saint-Simon, Gioia, Lammenais, Constant, Gioberti, Owen und Fourier liegt. Als außerördentlicher Botschafter Piemonts bei Pius IX. in die Ereignisse von 1848 verwickelt, entwirft er Verfassungsprojekte 'aufgrund der sozialen Gerechtigkeit' für den Kirchenstaat, für das Königreich von Norditalien ua. Der Schlüssel, den wir zur Deutung seiner politischen Texte vorlegen, ist der gleiche, der uns für das Gesamtwerk von Rosmini (etwa 50 Bände) richtig zu sein scheint: Das Problem der politischen Theorie Rosminis muß im Licht einer Gegenüberstellung seiner Ontologie und Anthropologie gesehen werden. Sein politisches Denken umschließt nämlich das gesamte soziale Leben. Daher lehnt Rosmini jede Zurückführung des Politischen auf bloß eine seiner Komponenten ab: auf die Beziehung zwischen Individuen, die rechtliche Seite (Rousseau) oder die Beziehung des Individuums zu den Dingen, die wirtschaftliche Seite (Die verschiedenen Formen eines Sozialismus). Politik muß unter einem allgemeinen Gesichtspunkt durchdacht werden. In dieser Perspektive weist Rosmini die Versuchung zurück, aus der Politik die zeitliche Gestalt des Religiösen zu machen (de Maistre, Bonald, Lammenais, Gioberti). Der letzte Grund hingegen des politischen Phänomens ist auf der Ebene des Seins zu suchen. Das aber enthüllt sich in der menschlichen Person, deren nicht-politisierbare Dimension in ihrem ontologischen Statut erscheint und die in sich gleicherweise das Ziel der politischen Handlung und das Zeichen des Seins entdeckt. Diese personalistische Philosophie des politischen Bereiches ist wirkmächtig, weil sie die dialektische Überwindung der Antithese von Utopie und Ideologie darstellt. Indem sie ein Prinzìp zur Beurteilung politischer Krisen vorlegt, entspricht sie dem Wunsche Hegels, « die Freiheit in einer Ordnung dessen, was substantiell ist, zu begreifen und zu bewahren ».