Im Namen Gottes des Allmächtigen!: Das Religionsverfassungsrecht der Schweiz - eine historisch-gewachsene Ausgleichs- und Friedensordnung

Seit dem 16. Jahrhundert beeinflusste die Reformation mit ihren Folgen die Entwicklung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Durch das Spätmittelalter hatte die Eidgenossenschaft ihren Weg als Bündnissystem in einer wachsenden Gruppe von Orten gesucht. Die Glaubensspaltung teilte die Orte in zwei G...

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Bibliographic Details
Main Author: Winzeler, Christoph 1956- (Author)
Format: Print Article
Language:German
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Published: De Gruyter 2016
In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung
Year: 2016, Volume: 102, Pages: 419-444
IxTheo Classification:SA Church law; state-church law
Further subjects:B State law of churches
B Law
B History
B Switzerland
Description
Summary:Seit dem 16. Jahrhundert beeinflusste die Reformation mit ihren Folgen die Entwicklung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Durch das Spätmittelalter hatte die Eidgenossenschaft ihren Weg als Bündnissystem in einer wachsenden Gruppe von Orten gesucht. Die Glaubensspaltung teilte die Orte in zwei Gruppen, die sich gegenseitig bekriegten, was zu vier aufeinander folgenden Landfriedensbünden führte. 1847 fand ein letzter Bürgerkrieg zwischen den katholischkonservativen Orten und der protestantisch-liberalen Mehrheit statt. General Dufour, der die erfolgreichen Bundestruppen kommandierte, war für seine moderate Kriegführung bekannt. Durch sie war es letztlich für die unterlegene Minderheit leichter, ein Teil der neuen Schweiz zu werden. Allerdings enthielt die Bundesverfassung von 1848 bis 1973 Diskriminierungen gegen den katholischen Bevölkerungsteil, insbesondere ein Jesuitenverbot. 2009 kam, unter veränderten Umständen, eine neue Diskriminierung in die Verfassung: das Minarettverbot. Der Islam legt heute einen ähnlichen Weg durch die Schweizer Geschichte zurück wie im 19. Jahrhundert der Katholizismus. Aber das Religionsverfassungsrecht der Kantone, über die Jahrhunderte gewachsen, bietet ein bewährtes Instrumentarium, um mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts umzugehen. "In the Name of God the Almighty!", Swiss constitutional law on religions - balancing and apeacing in historic tradition. From the 16th century onwards, the Reformation and its consequences have influenced the development of the Swiss Confederation. During the late Middle Ages, the Confederation had been struggling to find its way as a system of treaties within a growing number of Cantons. The Reformation divided the Cantons in two ,camps', both trying to defeat each other on the battlefield, which resulted in four successive Peace Treaties (,Landfriedensbünde'). 1847 there was a last civil war between the conservative or catholic ,camp' and the liberal or protestant majority. From 1848 until 1973, the Federal Constitution contained discriminations against catholics, including a probihition of the Jesuits. In 2009, under changed circumstances, a new religious discrimination was introduced into the Constitution: the ban on minarets. Islam is now making a way through Swiss history comparable to that of Catholicism in the 19th century. Yet the law of the Cantons, developed over the centuries, provides for adequate instruments to cope with the challenges of the 21st century.
ISSN:0323-4142
Contains:Enthalten in: Savigny-Stiftung, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung