Wenn die Trommeln schweigen: Koloniale (Nicht-)Repräsentationen im Missionsmuseum

In diesem Beitrag zeige ich auf, warum verstärkte Bemühungen und Initiativen notwendigsind, um die koloniale Herkunft sowohl vieler Gegenstände in Missionsmuseen als auch der Institutionen selbst sichtbar zu machen. Ohne solche Bemühungen wird weiterhin „kolonialer Aphasie“ Vorschub geleistet. Denn...

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Bibliographische Detailangaben
1. VerfasserIn: Hölzl, Richard (VerfasserIn)
Medienart: Elektronisch Aufsatz
Sprache:Deutsch
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Veröffentlicht: Aschendorff [2020]
In: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften
Jahr: 2020, Band: 61, Seiten: 33-47
normierte Schlagwort(-folgen):B Missionsmuseum der Erzabtei St. Ottilien / Tansania / Kolonialismus / Erinnerung
IxTheo Notationen:CH Christentum und Gesellschaft
KAH Kirchengeschichte 1648-1913; Neuzeit
KAJ Kirchengeschichte 1914-; neueste Zeit
KBB Deutsches Sprachgebiet
KBN Subsahara-Afrika
KDB Katholische Kirche
RJ Mission; Missionswissenschaft
Online Zugang: Volltext (doi)
Volltext (teilw. kostenfrei)
Beschreibung
Zusammenfassung:In diesem Beitrag zeige ich auf, warum verstärkte Bemühungen und Initiativen notwendigsind, um die koloniale Herkunft sowohl vieler Gegenstände in Missionsmuseen als auch der Institutionen selbst sichtbar zu machen. Ohne solche Bemühungen wird weiterhin „kolonialer Aphasie“ Vorschub geleistet. Denn das bedeutet es letztlich, wenn koloniale Objekte (neu) ausgestellt werden, ohne ihre kolonialen Herkunfts- und Gewaltkontexte aufzuzeigen. Es ist zu begrüßen, wenn Objekte nicht mehr als Artefakte unterlegener, primitiver Kulturen oder als Ausweis des christlichen Sieges über „Heidentum“ und „Aberglaube“ gezeigt werden. Heute gelten sie oft als Ausweis von Kunstfertigkeit oder als Kunstwerke eigenen Rechts. Wenn über die kolonialen Grundlagen des Sammelns und Ausstellens Stillschweigen herrscht, so kommt das dennoch einer Verdrängung jener Gewalt und Unterdrückung gleich, die sich eben auch mit den Gegenständen, den Ausstellungsweisen und der Institution Missionsmuseum verbindet. Diesen Beitrag verstehe ich als Denkanstoß. Dazu diskutiere ich museale (Nicht-)Darstellung von Kolonialismus kritisch am Beispiel der 2015 neu eröffneten Dauerausstellung des Missionsmuseums St. Ottilien und der darin ausgestellten Ngoma-Trommeln, Initiationsmasken und Märtyrer-Memorabilien.
This short essay argues that more efort and initiative is needed to render visible the colonial origins of objects in missionary museums. Without such eforts “colonial aphasia” will be continued and extended. Because this is the result of exhibiting colonial objects while failing to acknowledge the contexts of exploitation and violence connected to them. It is commendable if objects are no longer presented as artefacts of “primitive” or “heathen” societies. Nowadays, they are displayed as works of art and of artists in their own right. However, silencing the colonial past of collecting and exhibiting in the process, perpetuates the long history of ignorance in Western publics about colonial violence and suppression related to artefacts, to ways of exhibiting them, and also to the institution of missionary museums. To provide a starting point for discussion I take a critical and exemplary look at the permanent exhibition of the Missionary Museum of St. Ottilien. Ngoma drums, initiation masks, and martyrs’ memorabilia feature as centre pieces of my argument.
ISSN:2196-6265
Enthält:Enthalten in: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften
Persistent identifiers:DOI: 10.17879/jcsw-2020-2901