Von letzten Dingen: Zum Status eschatologischer Aussagen

Eschatologische Vorstellungen, wie sie seit jeher Bestandteil christlicher Glaubenswelten waren, sind in der Moderne in eine tiefe Krise geraten. Im Zuge des Wandels des Welt- und Geschichtsbildes haben die klassischen Bilder von Weltende und Gericht, Himmel und Hölle radikal an Plausibilität verlor...

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Published in:Neue Zeitschrift für systematische Theologie und Religionsphilosophie
Main Author: Polke, Christian 1980-2023 (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Published: De Gruyter [2020]
In: Neue Zeitschrift für systematische Theologie und Religionsphilosophie
Standardized Subjects / Keyword chains:B Schleiermacher, Friedrich 1768-1834 / Eschatology
IxTheo Classification:KAH Church history 1648-1913; modern history
KDD Protestant Church
NBQ Eschatology
Further subjects:B Resurrection
B Schleiermacher
B Imagination
B Death
B Eternity
B Hermeneutics
B God
B Eschatology
Online Access: Presumably Free Access
Volltext (Verlag)
Volltext (doi)
Description
Summary:Eschatologische Vorstellungen, wie sie seit jeher Bestandteil christlicher Glaubenswelten waren, sind in der Moderne in eine tiefe Krise geraten. Im Zuge des Wandels des Welt- und Geschichtsbildes haben die klassischen Bilder von Weltende und Gericht, Himmel und Hölle radikal an Plausibilität verloren. Mehr noch: Auch die großen Gestalten der Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts waren weitgehend darum bemüht, Eschatologie weniger als materialdogmatische Lehre von den „letzten Dingen“ zu verstehen, denn als prinzipielle Dimension theologischer Reflexion zu begreifen. Vor diesem Hintergrund geht es dem Beitrag um eine Wiedergewinnung der materialdogmatischen Eschatologie. Im Anschluss an methodische Überlegungen Friedrich Schleiermachers steht dabei der Status eschatologischer Aussagen zur Debatte. In dreifacher Hinsicht (hermeneutisch, kritisch, theo-logisch) lässt sich Eschatologie als Arbeit an einem theologischen Wirklichkeitsbegriff begreifen: Sie dient erstens einer kritischen Hermeneutik eschatologischer Imaginationen, sie bemüht sich zweitens um eine Labilisierung fixierter Wirklichkeitsinterpretationen, und sie bestimmt drittens den christlichen Gottesgedanken angesichts schlechthinniger Hinfälligkeit und radikaler Vergänglichkeit aller erfahrbaren Realität fort. »Tod«, »Ewigkeit« und »Auferstehung« markieren diejenigen basalen Symbolgehalte christlicher Eschatologie, deren lebensdienliche Funktion sich in den religiösen Praxisvollzügen bewähren muss, indem durch sie Trost, Hoffnung und Gottvertrauen noch an den Gräbern möglich werden kann.
Living in the “immanent frame” (Ch. Taylor) of modernity includes among other things the closing of eschatological thinking. “This world is all we have.” As a consequence of the “loss of heaven”, already Friedrich Schleiermacher has tried to critically reconstruct the eschatological symbols of Christian doctrine in his Glaubenslehre. By following his critical hermeneutics of eschatology the article reflects on three basic tasks for any contemporary dogmatic eschatology: hermeneutical, critical, and theo-logical. In consequence, eschatological thinking should not abandon concrete images of eternal life, but has to reflect them critically. Whereas naïve eschatological realism tends to exuberant imagination, eschatological reductionism, often in favor of a strictly present eschatology and of existentialism, rejects the necessary labilisation of any closed concept of reality. Therefore, only a theo-logical reconstruction of eschatological key-issues (in the strict sense) can balance the tasks of both, the critique of human phantasms and of the “closed immanent frame” of reality. In sum, eschatology represent consequent theo-logy insofar as the divine reality (“God”) is understood and reconstructed again as the radically creative and ultimate source at the very end of individual and cosmic life.
ISSN:1612-9520
Contains:Enthalten in: Neue Zeitschrift für systematische Theologie und Religionsphilosophie
Persistent identifiers:DOI: 10.1515/nzsth-2020-0020