RT Article T1 Krankheit und Gesundheit: eine philosophische Annäherung an zwei Grundkategorien menschlichen Daseins JF Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften VO 47 SP 19 OP 49 A1 Lanzerath, Dirk 1966- LA German YR 2006 UL https://ixtheo.de/Record/1723872954 AB Gesundheit und Krankheit stellen Grundkategorien menschlichen Daseins dar, die als praktische Begriffe - das heißt im Handeln und existentiellen Entwerfen - unser individuelles Selbstverhältnis und unseren gesellschaftlichen Standpunkt in elementarer Weise bestimmen und normativ im Arzt-Patient-Verhältnis entwickelt werden und dort zur Geltung kommen. Als ein fundamentales individuelles Gut zählen wir Gesundheit zu den Elementar- oder Primärgütern. Und in dem Maß, in dem nicht nur der besondere Charakter des Guts Gesundheit erkannt wurde, sondern durch Entwicklung der medizinischen Forschung und ihrer Anwendung auch wirksame Verfahren entwickelt wurden, die Gesundheit zu bewahren oder wiederherzustellen, ist Gesundheit zu einem sozialen Gut und damit zum Gegenstand staatlicher Für- und Vorsorge geworden. Traditionell bestimmen daher Krankheits- und Gesundheitsbegriff Medizin und ärztliches Handeln. Doch machen beide einen fundamentalen Strukturwandel durch. Angeregt durch Bio- und Medizintechniken und verführt durch Utopien menschlicher Vervollkommnung erstreben wir eine zweite Gesundheit, indem wir unsere natürliche Natur - die wir dann nicht mehr als aufgegebene Kontingenz, sondern als defizitär- krankhaft empfinden - zu überwinden trachten. Ist dies gesellschaftlich gewollt, dann verliert die Medizin ihr durch ‚Krankheit/Gesundheit‘ beschriebenes Zentrum und Handlungsfeld. Medizin wird zur zieloffenen Anthropotechnik, der Patient wird zum reinen Kunden, der Arzt zum bloßen Anwender von Biotechniken und die Medizinethik zur reinen Technikfolgenabschätzung. K1 Anthropologie K1 Arzt K1 Fürsorge K1 Gesundheit K1 Gesundheitspolitik K1 Gut K1 Krankheit K1 Medizin K1 Patient K1 Politik K1 Technik K1 Utopie K1 Vorsorge