Erwerbsarbeit überwertet

Ob unter dem Diktum, Vollbeschäftigung sei - auf welchem Wege auch immer - möglich, oder unter der gegenteiligen Ansage, gesellschafts- und insbesondere sozialpolitisch müsse man sich auf die Bedingung systemischer Beschäftigungslücken einstellen, in der politischen Öffentlichkeit bespricht man die...

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Bibliographic Details
Main Author: Möhring-Hesse, Matthias 1961- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
Check availability: HBZ Gateway
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Ketteler 2008
In: Ethik und Gesellschaft
Year: 2008, Issue: 2, Pages: 1-40
Online Access: Volltext (kostenfrei)
Description
Summary:Ob unter dem Diktum, Vollbeschäftigung sei - auf welchem Wege auch immer - möglich, oder unter der gegenteiligen Ansage, gesellschafts- und insbesondere sozialpolitisch müsse man sich auf die Bedingung systemischer Beschäftigungslücken einstellen, in der politischen Öffentlichkeit bespricht man die fehlende Erwerbsarbeit – und bemerkt dabei in Art einer kollektiver Hypnose nicht, dass sich die bestehende Erwerbsarbeit dramatisch verändert und mit ihr die von ihr geprägten sozialen Beziehungen und Zusammenhänge. Auch die theologische Sozialethik kann sich der öffentlichen Dethematisierung der Erwerbsarbeit zumeist nicht erwehren und hat –mehr noch – Anteil daran. Was die Sozialethik dabei »verpasst«, wird vor allem dann auffällig, wenn sie sich soziologisch aufklären lässt, was mit »Erwerbsarbeit« bezeichnet wird, dass Erwerbsarbeit eben nicht eine besondere Arbeit neben anderen Arbeiten, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis mit systemischen Auswirkungen auf alle anderen Verhältnisse und i.d.S,. auf die Gesellschaft im Ganzen ist. Dann wird sie die verfestigte Massenarbeitslosigkeit nicht mehr nur als Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf den Arbeitsmärkten, sondern als eine brisante Verwerfung einer auf Erwerbsarbeit gründenden Gesellschaft einholen können. Zudem wird sie den säkularen Wandel der Erwerbsarbeit reflektieren - und dabei entdecken, dass Erwerbsarbeit gesellschaftlich zunehmend mehr und dabei zuviel bedeutet, dass diese Überbewertung der Erwerbsarbeit nicht nur zu langfristig unerträglichen Arbeitsbedingungen führt, sondern zunehmend gutes Leben außerhalb der Erwerbsarbeit und die Zivilität der von dieser überwerteten Erwerbsarbeit geprägten Gesellschaften beeinträchtigt.
Public debates - no matter wether they are centered on full employment or on the lack of it – tend tofocus on missing labour rather than investigating the ongoing change at the workplace. This holds also true for social ethics. However, this approach goes amiss, since it treats employed labour as just another way to work when it is a pivotal social relationship affecting society as a whole. If this is taken into consideration, long-term mass unemployment can not solely be seen as a gap between supply and demand on the labour-markets, but has to be understood as a serious crisis of a society based on paid labour. A closer look at labour will reveal, moreover, that labour tends to be over- estimated – with serious consequences: This overestimation may lead – in the long run – to unbearable working conditions, while spoiling civil society and the good life beyond the workplace.
Item Description:Literaturverzeichnis: Seite 38-40
ISSN:2365-6565
Contains:Enthalten in: Ethik und Gesellschaft
Persistent identifiers:DOI: 10.18156/eug-2-2008-art-6