Rückkehr nach damals: Auf dem Weg zu einer neurowissenschaftlich induzierten ‚Heuristik der Emotion'

Emotionalität wird häufig, beispielsweise in Stellenausschreibungen für Pfarrpersonen, mit Lebensnähe,Lebendigkeit, Begeisterungsfähigkeit oder auch als Einfühlsamkeit umschrieben. In diesen Begriffen wird die Erwartung dokumentiert, dass Gottesdienste eher das Gefühl als die Ratio ansprechen sollte...

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Bibliographic Details
Published in:Zeitschrift für Pastoraltheologie
Main Author: Weyen, Frank 1965- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: ULB Münster [2017]
In: Zeitschrift für Pastoraltheologie
Standardized Subjects / Keyword chains:B Emotion / Heuristic / Liturgy
IxTheo Classification:RC Liturgy
ZD Psychology
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:Emotionalität wird häufig, beispielsweise in Stellenausschreibungen für Pfarrpersonen, mit Lebensnähe,Lebendigkeit, Begeisterungsfähigkeit oder auch als Einfühlsamkeit umschrieben. In diesen Begriffen wird die Erwartung dokumentiert, dass Gottesdienste eher das Gefühl als die Ratio ansprechen sollten. Neben der darin implizierten Unterstellung, dass in herkömmlichen Gottesdiensten scheinbar ein mangelhafter Unterhaltungswert erkennbar sei, was als fehlende Lebensnähe missdeutet wird, sollen als Lösung dieses konstruierten Problems emotional ansprechende Gottesdienste eben beides bedienen: Gefühl und Ratio. Hier wird eine erste Problemanzeige im Verständnis des Gottesdienstes als eine Unterhaltungsveranstaltung zwecks Vermittlung von Lebensnähe deutlich. Der Autor fragt daher danach, wie das menschliche Gehirn auf gottesdienstliches Geschehen emotional reagiert. Dazu könnten neurowissenschaftliche Forschungen interdisziplinär auch der Theologie eine Heuristik an die Hand geben, um für die gottesdienstliche Praxis zu verstehen, was die Menschen zu finden suchen, wenn sie kirchliche Veranstaltungen besuchen. Daraus ergibt sich, dass Menschen gelingende Beziehungen auch in der Kirchengemeinde suchen, um eine bessere Selbstwirksamkeit und, daraus folgend, ein subjektiv stärkendes Wohlgefühl im weitesten Sinne eines ‚bien-être‘ zu erlangen. Dazu können einerseits die vertikal-transzendentale individuelle Gemeinschaft mit Gott, andererseits die horizontal-soziale Geselligkeit untereinander in der Kirchengemeinde verhelfen. Es wird in einem heuristischen Sinne dargestellt, wie körpereigene Opiate zu einem solchen Glücksgefühl beitragen können, zu dem Menschen dann immer wieder gern emotional durch unterschiedlichste Handlungen zurückkehren dürften. Dies wäre dann als eine ‚Rückkehr nach Damals‘ zu verstehen. Ferner soll in einem weiteren Schritt eine heuristische Herangehensweise entfaltet werden. Dieses hermeneutische Konzept wird mithilfe neurowissenschaftlicher Erkenntnisse als eine ‚Heuristik der Emotion‘ dargestellt.
Emotionality is often described, for example in job advertisements for pastors, as a near-life behaviour, enthusiasm, or also as empathy in worship service. In all terms used, it is expected that worship services should appeal to the emotions rather than the ratio. In addition to the insinuation, which is reflected in a lack of entertainment value and misinterpreted as a lack of life, emotionally appealing worship services are meant to transport both: emotions and ratios. This indicates a first problem: in the understanding of the worship as an entertainment event for the mediation of life. The author asks, therefore, how the human brain is emotionally governed by participation in religious worship. One thesis is that neuroscientific research could interdisciplinarily provide theology with a heuristic to understand for the practice of worship what people are looking for when they visit ecclesiasticalor worship. As a result, people are looking for successful relationships in local churches in order to achieve a better self-efficacy and, consequently, a subjectively strengthening ‚well-being‘ in the widest sense of a 'bien-être'. On the one hand, the vertical-transcendental individual relationship with God, on the other hand, can contribute a horizontal-social socialization among the community in church. It is describes in a heuristic sense, how ‚body-like opiates‘ (hormones) can contribute to such a sense of happiness, to which people are always able to return emotionally through various actions within the parish. That is, what we call an emotional ‚return to yesterday‘. Furthermore, a heuristicapproach is to be developed. This hermeneutic concept is presented as a "heuristic of emotion"using neuroscientific insights.
ISSN:0555-9308
Contains:Enthalten in: Zeitschrift für Pastoraltheologie
Persistent identifiers:URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6:3-pthi-2017-20529